Da kommt einfach Ralph Fiennes zur Tür rein und fragt beim Direktor des National Theatre, Nicholas Hytner, ob man nicht mal ein Stück von Bernhard Shaw machen könnte. Am besten MAN AND SUPERMAN, die Rolle würde ihn reizen. Und dann bekommt Fiennes den Regisseur Simon Godwin an die Seite gestellt und voilà eine neue NT-Live-Produktion war geboren. So oder so ähnlich muss es gewesen sein. Fiennes spielt den politisch engagierten Revolutionär John Tanner, der laut dem letzten Willen des verstorbenen Mr. Whitfield zusammen mit Roebuck Ramsden (Nicholas le Prevost) die Vormundschaft seiner Tochter Ann (Indira Varma) übernehmen soll. Ramsden und Tanner können sich überhaupt nicht leiden, da sie verschiedene politische Ansichten haben. Ann akzeptiert den Wunsch ihres Vaters, obwohl sowohl Ramsden als auch Tanner wenig Begeisterung für diesen zeigen. Der junge Octavio Robinson (Ferdinand Kingsley), der für Ann schwärmt, soll sie ablenken und wird daher von Tanner und Ramsden ermutigt, sich Ann zu offenbaren. Doch Ann will jemand anderen: John Tanner. Er soll ihr Ehemann und Vater ihrer Kinder werden. Dieser ist aber alles andere als begeistert und flüchtet kurzerhand nach Spanien. Dort wird er von Banditen entführt und gerät in ein Zwiegespräch mit dem Teufel.
Der Teufel mixt die Cocktails
Gerade für Nicht-Muttersprachler und Nicht-Kenner des Stücks wird MAN AND SUPERMAN einige Probleme bereiten, denn gesprochen wird vergleichsweise schnell. Auf der Drehbühne im Lyttleton Theatre werden insgesamt fünf verschiedene Bühnenbilder gezeigt von denen das blumenbehangene Granada-Setting wohl am beeindruckensten ist. Immer wieder werden Themen wie Revolution, das Verhältnis zwischen Mann und Frau und dem Leben generell aufgemacht. Dabei kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Das liebestrunkene Gedicht des Banditen (Tim McMullan) an seine heißgeliebte Luisa ist ein absoluter Brüller. Im dritten Akt „Don Juan in der Hölle“ spielt er den Teufel und serviert locker-flockig Drinks für alle. Dort stellt sich auch heraus, dass es zwischen Himmel und Hölle einen Lift gibt und das niemand gezwungen ist, im Himmel oder der Hölle ewiglich zu bleiben. Vielmehr preist der Teufel die Vorteile eines ungezwungenen Lebensstils in der Hölle an.
Ralph Fiennes darf seine komische Seite zeigen und tut dies auf sarkastische Weise. Teilweise hampelt er auch wild auf der Bühne herum, läuft von einer Seite zur anderen und kommentiert zynisch die aktuellen Ereignisse. Indira Varma glänzt besonders gegen Ende als herauskommt, dass sie in Jack verliebt ist und ihn unbedingt heiraten möchte. Highlight des Stücks ist definitiv, wenn sich die Frau durchsetzt. Tanner schreit: „I will not marry you!“ und Ann schreit zurück: „YES, YOU WILL.“ Kurz darauf stehen beide nebeneinander, die Verlobung wird bekanntgegeben: die Frau lächelt triumphierend und der Mann schaut verwirrt und zweifelnd ins Leere. MAN AND SUPERMAN ist eine amüsante Komödie, bei der die Zeit wie im Flug vergeht. Leider wurde die Übertragung immer wieder durch eine piepsende Lautsprecherbox gestört. Ob das nun das Verschulden des lokalen Kinos war oder ob das Piepsen bereits aus London mitgesendet wurde, ließ sich nicht mehr feststellen.
Amüsante Komödie (4/6)
Trailer: NT Live
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