Hugh Jackman hat offenbar doch kein Herz für Roboter mehr. Vier Jahre nachdem er mit REAL STEEL auf der Seite eines Boxroboters namens Atom stand, will er nun einen Roboter zerstören. Der hat nämlich Gefühle. Wie kam es dazu? Die Stadt Johannesburg hat mit einer besonders hohen Kriminalrate zu kämpfen. Vom Waffenhersteller Tetravaal bekommt die örtliche Polizei autonome Polizeiroboter zur Verfügung gestellt. Nach kurzer Zeit zeigen die „Scouts“ ihre Wirkung und senken die Kriminalitätsrate erheblich, noch dazu ohne das Leben der menschlichen Polizeibeamten in Gefahr zu bringen. Deon Wilson (Dev Patel), der Ingenieur der „Scouts“, erfährt als Projektleiter höchste Anerkennung.
Dies macht seinen Kollegen Vincent Moore (Hugh Jackman) neidisch, da durch die Förderung der Scouts sein eigenes Projekt, der MOOSE, ein weitaus größerer ferngesteuerter Kampfroboter, keine weitere Finanzierung mehr erhält. In seiner Freizeit arbeitet Deon an einer künstlichen Intelligenz für Robotersysteme, was von Tetravaal-Chefin Michelle Bradley (Sigourney Weaver) aber nicht unterstützt wird. Als ihm der Durchbruch gelingt, stielt er einen lädierten Roboter aus dem Tetravaal-Besitz und den für die Programmierung notwendigen „Guard Key“. Als er mit einem Firmenwagen das Gelände verlässt, entführt ihn eine Gruppe lokaler Gangster. Ninja (Watkin Tudor Jones), Yolandi (Yolandi Visser) und Amerika (Jose Pablo Cantillo), erpressen Deon, den Scout so umzuprogrammieren, dass er anstatt für die Polizei für sie arbeitet und mit ihnen Verbrechen begeht. Da dies aus technischen Gründen nicht möglich ist, installiert er stattdessen seine künstliche Intelligenz auf dem beschädigten Roboter, der nach der Aktivierung ein kindliches, verängstigtes Verhalten an den Tag legt. Deon und Yolandi versuchen dem Roboter näherzukommen und nennen ihn „Chappie“. Dadurch das der „Guard Key“ immer noch in Chappie verbaut ist, macht bald darauf Vincent Jagd auf Chappie.
Maschinen überwinden den Tod
Eine interessante Idee ist Blomkamps Konzeptumsetzung vom Leben nach dem Tod. Der menschliche Körper stirbt und die Seele wird ausgelagert in einen maschinellen Körper und kann dadurch ewig leben. Das ist ein Konzept, dass man in ähnlicher Form – nur ohne Körper – in TRANSCENDANCE gesehen hat. Allerdings wird nicht ganz geklärt, was passiert, wenn beispielsweise die Batterie aufhört zu arbeiten.
Blomkamp denkt sein Konzept nicht zu Ende und lässt den Film mit einem Wohlfühl-Open-End-Moment enden. Handwerklich ist der Film weitestgehend gut gemacht, wobei das Product-Placement häufig arg offensichtlich ist (Stichwort: → Red Bull). Das Charakterdesign von Chappie und den anderen Robotern ist toll. Alle Gefühlsregungen sind gut umgesetzt werden. Als Zuschauer weiß man, wie man die Reaktionen deuten muss. Der Soundtrack passt allerdings häufiger nicht zum Bild und klingt aufgeregter und hektischer als das Zu-Sehende. Außerdem hat man den Eindruck Blomkamp habe die Musik von Die Antwood nur eingebaut, weil die beiden auch in seinem Film mitspielen.
Action over Story
Die Geschichte kommt trotz einer spannenden Story und wirklich originellen Ansätzen irgendwie nicht in Fahrt. Fragen nach Leben und Tod und was das menschliche Leben ausmacht, werden leider der Action geopfert. Gleichzeitig durchzieht CHAPPIE eine starke Romantisierung. Künstliche Intelligenz wird hier nicht als Bedrohung, sondern als Chance begriffen. Chappie, der toughe ROBOCOP, wird zum knuffigen Begleiter, der neugierig die Welt erkundet. Sharlto Copley erweckte Chappie mittels Motion-Capture zum Leben und macht einen derart guten Job, dass man den Roboter wirklich für echt hält. Obwohl man mit Sigourney Weaver und Hugh Jackman zwei erstklassige und renommierte Schauspieler zum Cast zählen konnte, so glänzt besonders Dev Patel (SLUMDOG MILLIONÄR) als technikbegeisterter Entwickler. Es dauert eine Weile bis man sich auf Jackman als bösen Gegenspieler einlassen kann, schließlich kennt man ihn bisher fast ausschließlich als Sympathieträger. CHAPPIE ist kein schlechter Film. Es ist ein Crowdpleaser, ein Actionfilm, den man sich mit seinen Freunden im Kino anschauen kann und hinterher ist keiner enttäuscht. Richtig begeistert aber auch nicht.
4/6 bzw. 7/10
Trailer: © Sony Pictures Germany