Spider-Man: Homecoming (2017)

Homecoming. Nicht nur eine Anspielung auf den Homecoming Ball, sondern auch für das Heimkommen von Spider-Man in das Marvel Cinematic Universe (MCU). Lange gab es Spekulationen der bisherige Rechteinhaber Sony könnte mit Marvel eine Kooperation eingehen und so kam es. Für den Film verantwortlich ist weiterhin Sony, doch SPIDER-MAN: HOMECOMING wurde mit Marvel koproduziert.

Happi (Jon Favreau) und Tony Stark (Robert Downey Jr.) bemuttern Peter (Tom Holland) – © Sony Pictures

Auf den Kurzauftritt, den Spider-Man bereits in CIVIL WAR hatte, wird direkt zu Beginn des Films auch nochmal Bezug genommen. Nach seinem Einsatz in Berlin kehrt Peter Parker (Tom Holland) wieder nach New York zurück, wo er bei seiner Tante May (Marisa Tomei) wohnt. Wenngleich er versucht, wie jeder andere Jugendliche in seinem Alter die Schulbank zu drücken, lässt er sich viel zu leicht von seinen Fähigkeiten und der Aussicht auf zukünftige Abenteuer mit den Avengers ablenken. Nach der Schule nutzt er seine Fähigkeiten um Fahrraddiebe zu stellen oder Einbrüche zu verhindern. Gerne würde er aber mehr tun als einfach nur die “freundliche Spinne aus der Nachbarschaft” zu sein. Peter wünscht sich Teil der Avengers zu werden, doch sein Mentor Tony Stark (Robert Downey Jr.) macht ihm wenig Hoffnungen und sorgt dafür, dass in Peters Leben alles routiniert nach Vorschrift läuft. Durch Zufall beobachtet Peter einen illegalen Verkauf von durch Alientechnologie optimierten Waffen. Peter sieht seine Chance gekommen, sich endlich zu beweisen und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Bald darauf kann er den Boss der Bande ausfindig machen: Vulture (Michael Keaton).

Teenage Mutant Ninja Spinne

Glücklicherweise verzichtet Jon Watts auf die klassische Spinnenbiss-Geschichte und steigt zeitlich später in die Geschichte ein. Eine richtige Charaktereinführung gibt es aber stattdessen auch nicht. Der Film eröffnet mit einem Kurzfilm, der Spider-Mans Ausflug nach Berlin, genauer gesagt sein Eingreifen im Kampf der Avengers in CIVIL WAR, zeigt. Danach folgt eine Reihe von Banalitäten. Peter in der Schule, Peter „hilft“ der Nachbarschaft, Peter wird von den Erwachsenen nicht ernstgenommen. SPIDER-MAN: HOMECOMING erweist sich hier als klassischer Highschool-Teenie-Film wie die Filme von John Hughes. Das war auch Absicht.

I am Jesus – © Sony Pictures

Zugegeben, so einen Spider-Man hat man bisher noch nicht gesehen. Auf der anderen Seite könnte ich diesen „neuen“ Spider-Man nicht einmal mit drei Adjektiven charakterisieren. Ich habe nicht ganz verstanden für welche Werte er eintritt und was für ihn Priorität hat. Gleichzeitig bekomme ich Bilder präsentiert, in denen Spider-Man jesusgleich die Fäden einer auseinandergebrochenen Fähre zusammenhält. Das toughe Auftreten wirkt leider im Zusammenhang mit Tom Hollands jugendlichem Aussehen vollkommen übertrieben und unrealistisch. Glaube ich wirklich, dass diese halbe Portion die Menschheit retten kann? Hm, nein. 

Das Problem mit dem Anzug

Ein weiteres Problem hatte ich mit Spider-Mans Anzug. Der ist hier eine Erfindung von Tony Stark, der den Anzug großzügig Peter überlässt, allerdings nur in einer kindergesicherten Variante. Nachdem Peter aber alle Funktionen seines Anzugs freischaltet, bekommt er auch eine künstliche Intelligenz an die Hand, die anfangs noch „Anzug-Lady“, später dann Karen heißt. Karen ist im Grunde nur eine Weiterentwicklung von Jarvis oder Friday.

Tom Holland als Peter Parker – © Sony Pictures

Auch sie ist die Komplizin, die Peter durch die schwierigen Situationen manövriert. Der Anzug ist omnipräsent, wird aber in seiner Funktionsweise absolut nicht erklärt. Wie der Protagonist muss der Zuschauer erst herausfinden was der Anzug überhaupt kann. Durch den starken Fokus auf den Anzug weiß man nicht, welche Fähigkeiten Peter selbst mitbringt. Zudem erinnert das Gespann aus künstlicher Intelligenz und Heldenanzug zu sehr an Iron Man. Schon bei DOCTOR STRANGE wurde bereits auf die Parallelen zwischen Tony Stark und Stephen Strange hingewiesen. Waren sie bei Strange noch eher unterschwellig, springen sie einen bei diesem Teenie-Spider-Man direkt ins Gesicht. Michael Keaton auf die Rolle des Vogelmenschen Vulture zu besetzen, ist irgendwie stimmig. Nach den Batman- und Birdman-Flügeln schlüpft er abermals in ein flügelgetriebenes Outfit und ist ein würdiger Gegner. Trotzdem kann auch er diesen halbgaren Film nicht retten. Lob und Anerkennung für den Versuch mal was anderes zu machen, aber mit diesem Spider-Man bin ich so gar nicht warmgeworden.

3.5/6 bzw. 6/10

Trailer: © Sony Pictures

7 thoughts on “Spider-Man: Homecoming (2017)

  1. Ich muss doch eine Lanze für den neuen Spidey-Film brechen. Zunächst ist einer seiner Stärken, dass er kein Effekt-Spektakel wie andere CGI-Vehikel Marvels oder DCs ist. Auch keine nächste Origin-Story wird in der x-ten Variation vorgelegt. Das ist schon mehr als das mittlerweile müde Genre bis auf wenige Ausnahmen zu bieten hat. Wenn ich an „Age of Ultron“ oder „“Civil War“ denke, muss ich doch anmerken: viel zu lang, viel zu pompös, viel zu wenig Charakter-Plotting.

    Deswegen fand ich gerade „Hoemcoming“ erfreulich frisch. Mal kein gestandener Held, sondern ein Kid, das in seiner realen Nicht-Superheld-Alltagswelt ebenso wenig souverän agiert wie als neuer Held. Was ist daran so verwerflich? Peter Parker ist das in der Orginal-Storyline der Comics ebenso wenig. Seine Unsicherheit, das Spielerische und das teilweise flapsig-hektisch-übertriebene Agieren sind das Herz des Comics – und ich finde das außerordentlich treffend umgesetzt. Tom Holland erledigt seine Aufgabe as jüngerer Spidey überzeugend im Sinne eines Comig-of-Age-Helden. Und als pubertierender Held mit schafft er vielleicht etwas, was die Tentpole-Superhero-Filme mit ausgeladenen, erlahmenden CGI-Sequenzen längst nicht mehr schaffen: den Fokus auf den Charakter und seine Entwicklung zu lenken statt auf überbordende Effekte.

    Und mal ehrlich: Einen Film, der mit einem „Ramones-„Song endet (für ein junges Publilkum!), muss man einfach mögen.

  2. Der Film hat auf jeden Fall seine Qualitäten und macht Spaß. Die Story ist aber oberflächlich, die Love-Story noch oberflächlicher und der Bösewicht blass. Im MCU eher im Mittelfeld.

  3. Der hochtechnologisierte Anzug war für mich auch Anstoss. Spiderman ist im Grunde ja auf seine ihm verliehenen Spinnenfähigkeiten beschränkt und sollte sich auch nur auf diese verlassen können, ohne Iron Man Technik.

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