Magic in the Moonlight (OmU, 2014)

Mit BLUE JASMINE hatte Regisseur Woody Allen zuletzt eine dramatische Komödie mit einer tragischen Heldin abgeliefert, die Cate Blanchett einen Oscar einbrachte. Sein neuster Film ist da doch wesentlich freundlicher und positiver. Denn wie es der Titel schon verrät, es geht um Magie. Die hält der Zauberer Stanley Crawford (Colin Firth) für unmöglich. Als chinesischer Hexenmeister Wei Ling Soo tourt der arrogante Engländer durch ganz Europa. Immer wieder entlarvt er in seiner Freizeit Schwindler und Hochstapler, die behaupten hellseherische Fähigkeiten zu haben. Sein langjähriger Freund und Zaubererkollege Howard Burkan (Simon McBurney) macht ihn schließlich auf die junge Wahrsagerin Sophie Baker (Emma Stone) aufmerksam, die sich zusammen mit ihrer Mutter (Marcia Gay Harden) in Frankreich bei der reichen Familie Catledge aufhält. Crawford reist an die Côte d’Azur und nutzt die Zeit um dort seine Tante Vanessa (Eileen Atkins) zu besuchen und Sophie kennenzulernen. Obwohl sich Crawford unter einem falschen Namen bei der Familie Catledge vorstellt, kann Sophie tatsächlich recht präzise Angaben zu Crawfords Arbeit liefern und enttarnt ihn schließlich. Stanley ist verwirrt, weil Sophie seine bisherigen Auffassungen über das Leben, den Tod und Magie völlig über den Haufen wirft. Doch während er Sophie näher kommt und selbst total aufblüht, häufen sich auch die Widersprüche, die schließlich dazu führen, das Stanley immer misstrauischer wird.

Kaum zu erkennen, aber es ist tatsächlich Colin Firth- © 2014 Warner Bros. Entertainment Inc.
Kaum zu erkennen, aber es ist tatsächlich Colin Firth- © 2014 Warner Bros. Entertainment Inc.
Der Zaubertrick der Liebe

Woody Allen war schon immer von Zaubertricks fasziniert. Diese Faszination für Magier und Hellseher sieht man seinen Filmen wie SCOOP oder ICH SEHE DEN MANN DEINER TRÄUME auch an. Auch verschiedene Entwürfe über Leben und Tod ziehen sich immer wieder als Grundmotiv durch Allens Filme. Allen bezieht sich in seinem neuen Film auf die Tendenz der 1920er Jahre, in denen verstärkt Séancen von selbsternannten Medien und Hellsehern durchgeführt wurden. Die Zahl der Schwindler stieg aufgrund der Nachfrage stark. Einer der größten Zauberer der Zeit war Harry Houdini, der neben seinem eigenen künstlerischen Treiben mit Vorliebe Hochstapler entlarvte. Insgeheim war er aber stets auf der Suche nach einem Beweis nach einem Leben nach dem Tod und der Kommunikation mit der Geisterwelt.

© 2014 Warner Bros. Entertainment Inc.

Houdinis Alter Ego ist der Zauberer Stanley Crawford, welcher von Colin Firth dargestellt wird. Firth gibt dem arroganten wie zynischen Zauberer mehr Tiefe als man zunächst denkt. Die amüsanten Momente kann er dank Woody Allens komischen Drehbuchs gut herausarbeiten. Der Wechsel vom Skeptiker zum bedingungslos Gläubigen erfolgt etwas abrupt, genauso wie auch der umgekehrte Fall, aber Firth verkauft sich in der Regel gut. Emma Stone übertreibt besonders während ihrer Visionen und Weissagungen furchtbar, allerdings ist man als Zuschauer davon nicht sonderlich überrascht, da dieses Overacting für einen Indikator einer Schwindelei gehalten wird. Ansonsten betont sie hauptsächlich die Naivität und Jugend ihrer Rolle. Häufig wirkt sie unbedarft und entspannt. Von allen Nebendarstellern sticht Hamish Linklater hervor, der als liebestoller reicher Schnösel Sophie ständig mit Liebesliedern zu betören versucht. Permanent die Ukulele in der Hand sorgt er schnell für mitleidige Lacher. Ein weiterer „Hauptdarsteller“ ist die Côte d’Azur, die permanent in ein sommerliches Gelb getaucht ist. Dadurch fallen die Weichzeichner, die das zauberhafte Märchen durchziehen, kaum auf.

Woody Allen verbindet in seiner Geschichte die Magie mit der unerklärlichen Verbindung, die zwischen zwei Menschen entsteht. Er sagt: „Wenn man jemandem begegnet und sich sofort zu ihm hingezogen fühlt, ist das schlicht unerklärlich. Man kann nach Gründen suchen: Ich mag den Stil dieser Person, ihren Sinn für Humor, ihre Ideen, ihr Aussehen – aber letztlich wissen wir nicht, was es ist, denn eine andere Person mit demselben Stil, Humor usw. finden wir nicht attraktiv.“ Diese unerklärliche Verbindung wird auch zwischen Sophie und Stanley sichtbar, auch an deren Kleidungsstil. Je heller die Figur gekleidet ist, desto „gläubiger“ ist sie. Alle Skeptiker tragen mit Absicht dunkle Kleidung.  Auch wenn das Ende überraschend plump und kitschig daherkommt, macht die Geschichte gute Laune und bietet Komik mit liebenswerten Charakteren.

Sonnig, magisch, schön (5/6)

© 2014 Warner Bros. Entertainment Inc.

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