Last Hijack (OmU, 2014)

Piraterie ist in Somalia heute weniger gesellschaftlich akzeptiert als noch vor ein paar Jahren. Dennoch treibt die finanzielle Not immer noch Fischer in die Fänge von Piratenrekrutierern. Davon erzählt LAST HIJACK. Einer der erfahrensten Piraten ist Mohamed, der wie viele andere auf diese Weise versucht, in seiner Heimat zu überleben. Die Eltern seiner Verlobten tolerieren seine Tätigkeit nicht, denn das Piratenleben auf hoher See wird immer gefährlicher. Die Gewässer werden inzwischen streng überwacht und vom heldenhaften Image der Piraten ist nicht viel übrig. Dennoch hängen viele Familien von den Einkünften der Piraten ab, auch wenn deren Beute inzwischen mager ausfällt. Mohamed muss entscheiden, ob er ein letztes Mal ein Schiff kapern oder zusammen mit seiner Verlobten ein anderes Leben mit unsicheren Aussichten beginnen soll. In einer Mischung aus Animations- und Dokumentarfilm wird berichtet, wie Mohamed zum Piraten wurde.

Doku über somalische Piraten

Die Regisseure Tommy Pallotta und Femke Wolting erzählen die Geschichte eines somalischen Piraten aus der Tätersicht. Die Opfersicht wurde spätestens in Paul Greengrass‚ CAPTAIN PHILIPS ausreichend thematisiert. Last Hijack schafft es tatsächlich dem Zuschauer ab und an vergessen zu machen, dass er gerade eine Dokumention anschaut, und das kann man durchaus als Erfolg verbuchen. Denn dadurch wird es kein pures Abhandeln von einzelnen Fakten oder Personen, sondern man kann sich voll auf den Film einlassen. Dazu tragen natürlich die gezeichneten Passagen bei. Allerdings ist hier kein einheitliches Bild ersichtlich. Die Bilder zeigen entweder die Erlebnisse von Protagonist Mohamed oder diffuse Traumsequenzen, die irgendwie nicht ganz in den Restfilm zu passen scheinen. Die Erlebnis-Sequenzen sind allerdings gut gelungen, da sie die „unfilmbaren“ Momente (z.B. Sturm auf ein Containerschiff) greifbar machen. Auch die unverwechselbare Optik der Animations- und Zeichnungspassagen trägt viel zur Geschichte bei. Nicht zuletzt die Protagonisten, welche die beiden Regisseure erst nach vielen Monaten Recherche in Somalia gefunden haben, sind einem fast schon symphatisch. Dies ist auch ein weiteres „Problem“ des Films. Teile wirken oft zu pro-piratisch, auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die Mohamed davon abhalten wollen, „ans Meer zu gehen“ – ein Euphemismus, der häufiger im Film gebraucht wird. Und gerade da wird der Film nicht klar genug. Man erwartet eine Wandlung des Protagonisten, der am Ende einsieht, dass Piraterie kein Mittel zum Zweck ist. Diese Einsicht sucht man aber vergeblich.

Solide Dokumentation über Piraterie in Somalia (4/6)

Trailer: © Submarine Channel

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