Hugo (OmU, 2011)

Am 26. Februar 2012 saßen zwei Dutzend Mitarbeiter der Frankfurter Special-Effects-Schmiede Pixomondo auf heißen Kohlen. Es war der Abend der Oscars und Pixomondo war maßgeblich für die 3D-Animation des Films HUGO verantwortlich und nominiert. Glücklicherweise gab es einen → Grund zum Feiern. Die Buchverfilmung von Brian Selznicks „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ wurde unter anderem auch von Johnny Depp mitproduziert. Darin geht es um den 12-jährigen Hugo (Asa Butterfield), der seit dem Tod seines Vaters (Jude Law) bei seinem Onkel Claude (Ray Winstone) in einer Dachgeschosswohnung im Pariser Bahnhof Montparnasse wohnt. Claude ist für die Wartung der Bahnhofsuhren zuständig, aber durch seine ständige Trunkenheit muss der begabte Hugo dessen Arbeit übernehmen. Nachdem er aber nicht auf das Vermögen von Claude zugreifen kann, muss er sich seinen Lebensunterhalt zusammenklauen, sehr zum Leidwesen des Bahnhofsvorstehers (Sacha Baron Cohen). Als er eines Tages vom Spielzeugladenbesitzer Papa Georges (Ben Kingsley) beim Klau ertappt wird, nimmt ihm dieser das Notizbuch seines Vaters weg. Hugo soll sich sein Buch verdienen und im Laden aushelfen. Doch bald kommt Hugo einer viel größeren Sache auf die Spur, denn Papa Georges ist niemand anderes als ein Pionier des frühen Kinos.

 © Warner Bros. France
© Warner Bros. France
Hugo Cabret und das frühe Kino

Scorseses erster 3D-Film gewann nicht ohne Grund fünf Oscars in den technisch-visuellen Kategorien. Als erstes fällt einem die fantastische Kameraarbeit von Robert Richardson auf, denn der Film beginnt mit langen Kameraeinstellungen, die zumeist so aussehen als wären sie in einem Take gedreht worden. Die Kamera verfolgt Hugo dabei durch die geheimen Gänge des Bahnhofs. Auch die Detailfülle und -verliebtheit des Bahnhofs ist Wellness für die Augen. Auch die fantastische und verträumte Musik vom mehrfachen Oscargewinner Howard Shore unterstützt die Handlung und macht Laune. Die Bezüge zum frühen Kino (L’ARRIVE D’UN TRAIN À LA CIOTAT, LE VOYAGE DE LA LUNE usw.) erfreuen das Herz eines jeden Cineasten und gleichzeitig sind diese Filme derart gut in die Handlung eingebaut, dass auch ein sporadischer Kinobesucher die Begeisterung für diese Filme teilen kann. Ben Kingsley passt natürlich schon rein optisch perfekt auf „Georges“, aber auch sein Spiel mit Helen McCrory und den Kindern ist einfach berührend und stimmig. Die Kinderdarsteller wirken noch nicht so selbstsicher und in der ein oder anderen Szene merkt man das auch stark.

Die Motivation von Hugo ist manchmal nicht ganz klar und wird erst später aufgedeckt. Leider wirkt die Geschichte etwas langatmig, weil sie sich nicht nur auf Hugo und Papa Georges konzentriert, sondern auch um die Befindlichkeiten der Gäste am Bahnhof. Da wird dann die heimliche Schwärmerei des Bahnhofsvorstehers für die Floristin in alle Einzelheiten aufgedröselt, genauso wie die der Hundelady (Frances de la Tour) und ihrem Verehrer (Richard Griffiths). Das hätte es eigentlich nicht gebraucht. Auch die Verfolgungsjagd von Hugo und dem Bahnhofsvorsteher am Ende ist zu viel des Guten. Daher verliert sich die die Geschichte etwas zu sehr in Kleinteiligem anstatt das große Ganze im Auge zu behalten. Allerdings ist der Film aufgrund der fantastischen visuellen Effekte und den Bezügen zum frühen Kino nicht nur für Cineasten ein Muss.

Tolle Geschichte und Effekte made in Germany (4.5/6)

© Paramount Pictures Germany

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