Hercules (2014)

Da es aktuell ja viel zu wenig Graphic Novel- und Comicverfilmungen im Kino zu sehen gibt, und nachdem Regisseur Brett Ratner bereits mit X-MEN: THE LAST STAND Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt hat, widmet er sich in seinem neuen Actionblockbuster einem Urhelden. Doch der Halbgott Hercules (Dwayne Johnson) ist müde. Er verdingt sich als Söldner und kämpft nicht mehr für Ruhm und Ehre, sondern für Geld. Begleitet wird er von der Amazone Atalanta (Ingrid Bolsø Berdal), dem Seher Amphiaraus (Ian McShane), den Kämpfern Autolycus (Rufus Sewell) und Tydeus (Aksel Hennie) und dem Geschichtenerzähler und Neffen von Herkules Iolaus (Reece Ritchie). Von einer erfolgreichen Schlacht zurückgekehrt, bittet Eugenia (Rebecca Ferguson) im Namen ihres Vaters, des Lord Cortys (John Hurt), den Söldner und seine Truppe um Mithilfe gegen den übermächtigen Feind Rhesus (Tobias Santelmann), der für den Tod tausender Unschuldiger verantwortlich sei. Doch kaum ist der besiegt, stellt sich heraus, dass Rhesus nicht für die Morde verantwortlich ist. Hercules entscheidet sich dem wahren Bösewicht die Stirn zu bieten.

Auf in die Schlacht - © Paramount Pictures and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures.
Auf in die Schlacht – © Paramount Pictures and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures.
Entzauberung einer Legende

Basierend auf dem Graphic Novel „Hercules: The Thracian Wars“ des Briten Steve Moore wird in diesem Film der gesamte Heldenmythos von Herkules in seine Einzelteile zerlegt. So bringt Iolaus Geschichten über Herkules‘ angebliche Heldentaten in Umlauf, die dafür sorgen, dass die Feinde schon allein durch das pure Erscheinen des Ausnahmekämpfers die Flucht ergreifen. Er ist es auch, der den Zuschauer mehrfach aufs Glatteis führt, z.B. indem sich die von ihm beschriebenen Zentauren schlicht als Reiter herausstellen. Man müsse eine Geschichte größer machen, als sie eigentlich sei – das könnte man vielleicht auch vom Filmtrailer behaupten, der so ziemlich jede gute Szene bereits vorwegnimmt. Aber wieder zurück zum namensgebenden Titelhelden. Amphiaraus bringt es auf den Punkt, als er ihn fragt: „Wer bist du? Bist du ein Mörder? Bist du ein Söldner, der sich von den Unschuldigen abwendet? Bist du nur eine Legende? Oder bist die Wahrheit? Die Wahrheit hinter der Legende?“ Allerdings muss man sich dann fragen, ob sich der Film nicht auch damit seiner eigenen Daseinsberechtigung beraubt, denn die Leute lieben ihre Helden. Und wenn man dann einfach sagt, er sei nur ein ganz gewöhnlicher Mensch, werden die Erwartungen heruntergeschraubt. Doch das hat der Film eigentlich nicht nötig.

Die Ketten sprengen - © Paramount Pictures
Die Ketten sprengen – © Paramount Pictures
Opulente Optik

Erwartungsgemäß punktet die Optik stark. Die Monumentalsets, die in Ungarn umgesetzt wurden, überzeugen und geben dem Zuschauer das Gefühl von Realismus. Besonders die dezent eingesetzten Slow-Motion-Sequenzen vom Kampfgetümmel begeistern, da sie eben nur die besonderen Momente in beeindruckender Weise einfangen. Die Comiczeichnungen, die während den Credits zu sehen sind, verweisen noch einmal auf die Vorlage. Die Handlung ist permanent spannend, was sicherlich auch an dem Wendepunkt in der Mitte des Films liegt. Action und Handlung sind gut austariert und garantieren Spaß. Die Kampfszenen sind teilweise etwas zu lang und auch sehr gewalttätig, während die kitschigen Liebes- und Leideszenen auf ein Mindestmaß reduziert werden, was ebenfalls begeistert. Für Ablenkung und Humor sollen hauptsächlich Amphiaraus und Iolaus sorgen. Der eine durch seine seherischen Fähigkeiten und die dadurch resultierende permanente Erwartung seines eigenen Todes und der andere durch sein Plappermaul.  Atalanta, Autolycus und Tydeus bleiben nur x-beliebige und austauschbare Mitläufer.  Allerdings ist das actionlastige Filmende dann doch etwas zu viel des Guten. Selbst für einen Halbgott ist das, was Herkules da leistet  nicht zu schaffen und unglaubwürdig. Kleiner Fun-Fact noch dazu: In der ikonischen „Ich bin Herkules“-Kettenzerstörszene ist Dwayne Johnson zusammengeklappt. Muss daran gelegen haben, dass der Zement und die Ketten echt waren. Und somit wäre so ziemlich jeder Aspekt dieses Filmes entzaubert.

Solider Actionblockbuster (4/6)

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