Being John Malkovich (OmU, 1999)

Haben wir uns nicht alle schon mal gefragt, wie das Leben als Schauspieler so ist? Ob dieses Bild vom Blitzlichtgewitter und dem Glamour der Wahrheit entspricht? Was wäre, wenn man in den Körper eines Prominenten schlüpfen könnte, wenn auch nur für einen kurzen Moment? Was würde man zu sehen bekommen? Diesen Fragen geht Regisseur Spike Jonze in seinem ersten Langspielfilm nach. Der namensgebende Schauspieler ist allerdings nicht die Hauptfigur des Films. Der Puppenspieler Craig Schwartz (John Cusack) ist angeödet von seinem Leben. Seine Puppenspielerei bringt nichts ein und seine Freundin, die Tierpflegerin Lotte (Cameron Diaz) hat die Wohnung in einen Privatzoo einschließlich Schimpanse Elijah umgebaut. Lotte meint, er solle sich einen Job suchen. Also wälzt Craig die Zeitung und findet tatsächlich einen Job in der Registratur bei der Firma LesterCorp. Durch Zufall entdeckt er dort eine geheime Tür. Neugierig steigt er in das Loch und sieht die nächsten 15 Minuten durch die Augen des Schauspielers John Malkovich (spielt sich selbst). Als er seiner Arbeitskollegin Maxine (Catherine Keener) davon erzählt, weil er sich in sie verliebt hat und durch seine Entdeckung bei ihr punkten will, kommt sie sofort auf die Idee ein Geschäft aufzuziehen. J.M. Inc. ist geboren. Und die Leute kommen und zahlen 200$ pro Person. Gleichzeitig beginnt Maxine mit John Malkovich ein Verhältnis. Als es Craig dann auch noch gelingt John zu steuern und ihn seine eigenen Worte sprechen lassen, stehen ihm plötzlich alle Möglichkeiten offen.

© Universal Pictures
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Siebeneinhalb

Wäre es nach den Produzenten Ende der 1990er Jahre gegangen, dann hätte dieser Film „Being Tom Cruise“ gehießen. Und auch Malkovich war nicht sofort an Bord. Er liebte zwar das Skript, wollte den Film auch produzieren, hielt sich selbst aber ungeeignet für die Rolle. Glücklicherweise konnte man ihn noch umstimmen. Lustig ist natürlich, das viele Schauspieler sich selbst spielen. Als Best Buddy von John taucht beispielsweise Charlie Sheen auf. In einem Interview erzählt Sean Penn frei von der Leber was er an John so außergewöhnlich findet. Allein das sorgt schon für Unterhaltung. Außerdem sind kleine Dinge wie z.B. die 7 ½ , die sich durch das gesamte Drehbuch ziehen (Stockwerk, in dem Craig arbeitet; in der 7 ½. Filmminute wird die Anzeige von LesterCorp gezeigt u.a.) ziemlich unterhaltsam, sofern sie auffallen. Und wenn es das nicht tut, dann sorgen die herrlich uneitlen Frisuren der Charaktere für das ein oder andere Schmunzeln.

Kein Starkult

Es handelt sich nicht um eine Glorifizierung von John Malkovich, sondern vielmehr wird die Geschichte um ihn herumgebaut. Er ist nur eine Marionette, die von verschiedenen Kräften gelenkt und manipuliert wird. Im Grunde hat man es hier mit dem Fall eines Regisseurs (Jonze) zu tun, der einen Schauspieler (Malkovich-real) durch Regieanweisungen lenkt, damit er einen Schauspieler spielt (Malkovich-film), der von einem Regisseur (Schwartz) gelenkt wird. Oder anders ausgedrückt, in diesem Film steckt mehr als einfach nur ein paar Lacher. Allerdings ist das Konzept nicht ganz durchgedacht. So ist JM Inc. nur nachts geöffnet, da tagsüber dort die LesterCorp. zu tun hat. Dies würde allerdings dazu führen, dass man eben auch eine Schlafphase erwischen könnte. Sieht der „Besucher“ dann Malkovichs Träume? Oder wäre der Blick dann einfach schwarz? Das große Aber des Films ist sein Schluss. Dort werden noch einmal alle Figurenkonstellationen durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt. Die Geschichte wird so überstrapaziert, dass man die zwar erfundene, aber interessante Grundidee völlig verwirft und sich mental von der Geschichte distanziert.

Tolle Idee, gegen Ende aber too much (4.5/6)

© Universal Studios

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