12 Years A Slave (OmU, 2013)

Saratoga, New York, 1841: Der Afro-Amerikaner Solomon Northrup (Chiwetel Ejiofor) lebt in New York als freier Mann und wird in seiner Gemeinde als freundlicher Mensch und begabter Musiker geschätzt. Vom Letzterem haben auch zwei Zirkus-Betreiber erfahren, die Solomon mit auf eine Tour mitnehmen wollen. Doch die Einladung ist eine Falle und die Beiden stellen sich schließlich als Sklavenhändler heraus. Solomon wird in Ketten gelegt und in den Süden nach Louisiana verfrachtet. Dort wird er unter dem Namen Platt weiterverkauft. Sollte er je erwähnen, dass dies nicht sein richtiger Name oder dass er ein freier Mann ist, wird er getötet. So versucht Solomon einfach zu überleben, was aufgrund der schlimmen Behandlung der Sklaven im Süden von Amerika alles andere als leicht ist. Es folgen Jahre voller Qualen, aber auch menschliche Momente unter dem Sklavenhaltern Mr. Ford (Benedict Cumberbatch) und dem selbsternannten „Niggerbrecher“ Edwin Epps (Michael Fassbender).

© 2014 Universal Studios
© 2014 Universal Studios
Spielfilm mit Tiefgang

Irgendwo im Süden der USA, wo die Bäume mit Louisianamoos bedeckt sind, dorthin wird Protagonist Solomon wie auch der Zuschauer entführt. Regisseur Steve McQueen liefert zwei Jahre nach seinem kontrovers diskutierten Film SHAME, einen inhaltlich wie ästhetisch ansprechenden Spielfilm mit Tiefgang. McQueen hätte sicherlich aus Solomon den einsamen Helden machen können, der sich gegen alle Widerstände durchsetzt – wie man das aus dem amerikanischen Kino kennt. Das gerade tut er nicht. Er zeichnet Solomon als Überlebenden, als jemanden, der (sich) nie aufgegeben hat und irgendwann einfach Glück hatte. Als ehemals freier Mann hat Solomon auch gewisse moralische Wertvorstellungen. Als ihn die Sklavin Patsey (fantastisches Debüt von Lupita Nyong’o) darum bittet, sie umzubringen um ihrem Leiden ein Ende zu machen, lehnt er empört ab. Chiwetel Ejiofor schafft es mit kleinen Gesten so unglaublich viel zu zeigen. An einer Stelle des Films schaut er direkt in die Kamera und damit den Zuschauer an – und es läuft einem kalt den Rücken herunter.

© 2014 Universal Studios
Michael Fassebender, Lupita Nyong’o und Chiwetel Ejiofor – © 2014 Universal Studios
Fassbender ist furchteinflößend gut

Weiterer schauspielerischer Höhepunkt ist – mal wieder – Michael Fassbender, der den grausamen Plantagenbesitzer Epps mimt. Epps hält seine Sklaven für sein Eigentum, gibt ihnen die Schuld für alles und behandelt seine Frau (Liza J. Bennett) genauso herablassend wie seine Sklaven. Aber auch er ist ein Mann mit Schwächen. Als er seine Lieblingssklavin Patsey auspeitschen will, kann er es nicht und trägt die „Arbeit“ Solomon auf. Fassbender bekommt genügend Zeit um alle Fassetten seiner Figur zu zeigen. Benedict Cumberbatch wird diese Zeit nicht zugestanden, obwohl er den „netten Sklaventreiber“ spielt, der Skrupel hat, eine Sklavin von ihren Kindern zu trennen, und seine Leibeigenen mehr oder weniger human behandelt. Das Spannungsfeld seiner Figur kommt nicht klar heraus. Glaubhaft verkörpert er seine Rolle aber schon. Cumberbatch ist damit aber nicht allein. Auch Brad Pitt muss mit der wenigen Zeit, die er auf der Leinwand zu sehen ist, gut aushalten und bleibt dabei noch blasser als sein englischer Kollege. Beide sind fantastische Schauspieler, konnten aber ihren Figuren nicht so viel Tiefgang geben wie Fassbender.

Sklaverei in einprägsamen Bildern

Nichtsdestrotrotz wird die Sklaverei-Thematik in krassen Bildern verdeutlicht. Eine Leibeigene wird vergewaltigt und unartige oder freche Sklaven ausgepeitscht. Die Striemen, das Blut, all das ist deutlich zu sehen. Die ruhigen Landschaftsaufnahmen, die als Zwischenschnitte fungieren, wirken auf den Zuschauer häufig wie ein kurzzeitiges Pflaster, dass direkt in der nächsten brutalen Szene wieder ruckartig vom Körper abgerissen wird. Der Soundtrack stammt von Hans Zimmer , der sich offenbar neuerdings selbst kopiert. Die Ähnlichkeit zu dem INCEPTIONStück „Time“ ist unverkennbar. (Auf Youtube wurde auch schon eine Verbindung zu dem Soundtrack von Captain Philipps gezogen. Wer sich selbst überzeugen will, kann →hier reinhören.) Aber der Regisseur verlässt sich glücklicherweise nicht ausschließlich auf den Soundtrack. Es wird immer wieder acapella gesungen, wie beispielsweise bei →“Roll Jordan Roll„.  Einziger Knackpunkt ist vielleicht der Titel, der schon verrät, wie der Film ausgeht.

Geht unter die Haut (5.5/6)

Trailer: © Tobis Film

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