Wir sind die Neuen (O, 2014)

Gerade in den Großstädten, in denen jahrelang die Menschen nebeneinander herlebten, zeichnet sich ein Trend zum Mehrgenerationenhaus ab. Auch in Ralf Westhoffs neustem Film geht es um ein solches. Allerdings leben hier die Protagonisten nur notgedrungen im gleichen Haus. Denn Ex-Biologin Anne (Gisela Schneeberger) muss aus ihrer Wohnung ausziehen. Ungern möchte sie aufs Land  und sucht deshalb nach Alternativen. Die Lösung: eine WG mit ihren Studienfreunden Eddi (Heiner Lauterbach) und Johannes (Michael Wittenborn). Bloß leider ziehen sie ausgerechnet in die Wohnung unterhalb der Studenten-WG von Kunstgeschichtsstudentin Barbara (Karoline Schuch) und den Jura-Studenten Thorsten (Patrick Güldenberg) und Katharina (Claudia Eisinger). Diese befinden sich gerade in der Prüfungsphase und sind alles andere als erfreut, als sie vom nächtlichen Lärm ihrer neuen Nachbarn aus dem Schlaf gerissen werden. Zunächst noch freundlich einander grüßend entwickelt sich ein Nachbarschaftskrieg im Haus, bis Johannes merkt, dass hinter der frechen Fassade der Studenten mehr steckt: Druck, Versagensängste und ganz viel Stress.

Bloß  kein Altersheimgejammer

Westhoffs Geschichte zielt auf etwas ähnliches ab wie schon Kilian Riedhofs SEIN LETZTES RENNEN. Es geht um die Beziehung von Menschen im fortgeschrittenen Alter, wobei in beiden Filmen die jeweiligen Protagonisten beweisen, dass sie noch gut im Saft stehen. Die Handlung wird nie langweilig und ist für einen von Gebührengeldern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mitfinanzierten Film schon sehr schwarzhumorig. Die pointierten Sprüche machen unglaublich Spaß. Die Protagonisten sind glaubwürdig, wobei es die Nachwuchsschauspieler hier und da etwas übertreiben. Ein paar Tränchen weniger, ein bißchen weniger leiden hätte dem Film gut getan. Der Film thematisiert nicht nur die hohen Mieten allerorts, sondern auch das deutsche Bildungssystem. Diese Themen geben dem Film Tiefgang und Halt. Man merkt, dass es um mehr geht als nur unterhaltsame Gags.

Die Jungen - © X-Verleih
Die Jungen – © X-Verleih

Leider driftet aber die Geschichte insbesondere in der zweiten Hälfte dann wieder sehr in die BR-und-ARD-Kitschkiste ab, was nicht zuletzt am völlig unnötigen Voice-over von Gisela Schneeberger liegt, die alle Vorgänge nochmal zusätzlich erklärt und einordnet. Im Verlauf der Handlung bekommt jeder „Alte“ vom Drehbuch einen „Jungen“ zugewiesen um den er sich fortan zu kümmern hat. Zivildienst mal anders herum. Das Filmende ist sehr merkwürdig, weil der Film einfach mittendrin aufhört. Man sieht kurz den Namen des Regisseurs, dann geht der Film mit einer kurzen Szene weiter. Und so richtig weiß man nicht, was das jetzt soll. Und so steht ein großes Fragezeichen am Ende eines ansonsten äußerst unterhaltsamen Films.

Unterhaltsame Komödie (4.5/6)

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