The Wolf of Wall Street (2013)

Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) ist der geborene Verkäufer. Ende der Achtzigerjahre wird er als junger, unerfahrener Börsenmakler beim Unternehmen L.F. Rothschild mit den Regeln der Wall Street vertraut gemacht. Geld ist das Wichtigste im Leben! Und Drogen und Sex unterstützen die Jagd nach dem Geld. Seinem exzentrischer Boss Mark Hanna (Matthew McConaughey) wird sein Vorbild. Mit dem Börsencrash vom „Black Monday“ muss Belfort L.F. Rothschild jedoch wieder verlassen und geht seinen eigenen Weg. Gemeinsam mit seinem durchgeknallten Nachbarn Donnie Azoff (Jonah Hill) und seinen langjährigen Freunden gründet Belfort die Firma Stratton Oakmont. Innerhalb kürzester Zeit wächst das Unternehmen zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der etablierten Firmen der Wall Street heran. Mit dem Erfolg wächst zugleich der Drang zum Exzess. Im Büro werden wilde Partys gefeiert, Sexorgien veranstaltet und Drogen aller Art konsumiert. Das rasante Aufstreben des Jordan Belfort wird dabei auch vom FBI mitverfolgt, welches ihm dicht an den Fersen klebt. Bald steht nicht mehr nur seine Freiheit, sondern auch die Beziehung zu seiner Ehefrau Naomi (Margot Robbie) auf dem Spiel.

© 2014 Universal Studios
Exzess ala Gordon Belfort – © 2014 Universal Studios
Der Gott des Exzesses

„Sie suchen einen Job? Bei unbedingtem Willen zum Erfolg können Sie bei uns garantiert bis zu 72.000 Dollar im Monat verdienen!“ – Kein klar denkender Mensch würde sich auf so eine Annonce melden, aber als Donnie Azoff Anfang der 90er Jahre sich von dem Börsenmakler Jordan Belfort seinen Gehaltsscheck zeigen lässt, auf dem genau diese Summe vermerkt ist, kündigt er ohne Überlegung seinen Job und gründet mit ihm eine Firma. Belforts Mitarbeiter beten ihren unkonventionellen Chef, der auch mal mit einem Affen durchs Büro läuft, an wie den Messias selbst. Jordan Belfort ist der Gott des Exzesses. Er feiert wilde Orgien im Großraumbüro oder wahlweise in der Flugzeugkabine. Und ohne Drogen geht er gar nicht erst aus dem Haus. Es ist ihm egal, welchen „Kunden“ er wieviel Geld abknöpft, solange dieses Geld auf seinem Konto landet. Seine Haltung wird durch die zahlreichen inneren Monologe noch zusätzlich verstärkt.

Direkte Ansprache an den Zuschauer

Außerdem schaut Hauptdarsteller Leonardo diCaprio immer wieder direkt in die Kamera. Zunächst wirkt das störend, da es den Erzählfluss zu unterbrechen scheint. Regisseur Martin Scorsese gelingt damit aber ein narrativer Coup, denn dadurch verknüpft er Belforts Haltung mit seiner eigenen. Die Kamera ist in diesen Einstellungen stets auf Augenhöhe, daher sollte man meinen, dass Belfort den Zuschauer als gleichberechtigten Partner ansieht. Entgegen dieser Erwartung prahlt er aber von seinem tollen Leben und unterstellt dem Publikum in herablassender Art und Weise von den ganzen Börsengeschichten eh nichts zu verstehen. Der Zuschauer wird so selbst zum Opfer, zum „Kunden“ von Belfort. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Auch Scorsese weiß das. „Ihr wollt Brot und Spiele? Ihr BEKOMMT Brot und Spiele!“ scheint die unterschwellige Botschaft des Films zu sein. Und so zeigt er den unteren 99% wie das obere eine Prozent so lebt und feiert.

Ikarus der Finanzwelt

Aber jeder Erfolg hat auch seinen Preis, selbst wenn man soviel Geld zur Verfügung hat um sich alles und jeden zu kaufen. Belfort zerstört sämtliche Beziehungen in seinem Umfeld und verfällt zunehmens den Drogen. Spätestens als er seine Broker als „Killer“ und „Armee von Telefon-Terroristen“ bezeichnet, bekommt man es mit der Angst zu tun. Belfort ist nicht der Heilsbringer, er ist Ikarus – derjenige, der zu nahe an die Sonne flog. Scorsese zeigt beide Fassetten: den begabten Verkäufer, der seine Talente einzusetzen weiß, und das selbstgefällige Arschloch, das sich um nichts und niemanden schert. Damit gelingt ihm ein starkes Portrait, in welchem er die beiden Extreme in humorvoller Weise miteinander verknüpft. Und so hat der Zuschauer auch kein Mitleid als der völlig zugedröhnte Belfort auf seinen weißen Lamborghini zurobbt, trotzdem ist einem die schillernde Figur auch nicht völlig egal.

Am Ende bleibt die Frage offen, ob es das alles wert war und ob man gerne mit Belfort tauschen würde. Das ist aber eine Frage, auf die der Zuschauer selbst eine Antwort finden muss.

Leonardo DiCaprio mal wieder in Hochform (5.5/6) 

Trailer: © Universal Pictures Germany

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