The Railway Man (2013)

Das Kino ist derzeit voll mit Rächergeschichten, allen voran natürlich die AVENGERS, die in regelmäßigen Abständen für Zucht und Ordnung sorgen. Doch Rache hat einen faden Beigeschmack. Rache provoziert auch immer den Gegner, der seinerseits ebenfalls zurückschlägt. Ein nicht enden wollender Machtkampf beginnt. Als Gegenbeispiel fungiert DIE LIEBE SEINE LEBENS.  Hier geht es nicht um opulente Materialschlachten sondern um Rache und Vergebung ohne große Effekte. Darin trifft der zugbegeisterte Veteran Eric Lomax (Colin Firth) Anfang der 1980er bei einer Zugfahrt auf die Krankenschwester Patti (Nicole Kidman). Es ist Liebe auf den ersten Blick. Eric und Patti heiraten, doch bald stellt Patti fest, dass ihr Ehemann von Panikattacken heimgesucht wird. Patti versucht herauszufinden, was Eric quält und als er ihr auch auf mehrfaches Nachfragen nicht antwortet, bittet sie dessen Freund und ehemaligen Kameraden Finlay (Stellan Skarsgård) um Hilfe. Dieser erzählt ihr von der Kapitulation der britischen Streitkräfte in Singapur 1942. Finlay (Sam Reid), Lomax (Jeremy Irvine) und deren Kameraden werden von den japanischen Truppen gefangen genommen und zum Bau der → Todeseisenbahn eingesetzt. Heimlich baut Lomax ein provisorisches Funkgerät mit dem Nachrichten empfangen werden können. Doch die Japaner finden die Vorrichtung und halten Lomax für einen Spion. Eric und seine Kameraden werden gefoltert und schickaniert. Finlay und Patti wollen Eric helfen über die Ereignisse hinwegzukommen und Finlay findet schließlich heraus, dass sein Peiniger Takashi Nagase (Hiroyuki Sanada) noch am Leben ist. Schließlich fährt Eric nach Thailand um dieses dunkle Kapitel seines Lebens endlich hinter sich zu lassen und ein für alle mal zu klären.

Eric (Jeremy Irvine) in Gefangenschaft - © 2015 Koch Films GmbH
Eric (Jeremy Irvine) in Gefangenschaft – © 2015 Koch Films GmbH
Leben für die Rache

Man darf sich von der unglücklichen Eindeutschung des Filmtitel („DIE LIEBE SEINES LEBENS“) nicht täuschen lassen, ein Liebesfilm ist dieser Film nur am Rande. Die erste Stunde des Films ist nicht ganz einfach anzusehen. Eric und Patti treffen sich, es ist natürlich Liebe auf den ersten Blick, es wird geheiratet und seichte Liebesschwüre werden ausgetauscht. Das kitschige Vorgeplänkel („Du machst mich so glücklich.“) lenkt viel zu sehr von der eigentlichen Geschichte ab. Zudem spielt Nicole Kidman unglaublich schwach, ist weder Motivator noch sonst irgendwie wichtig (auch wenn der Film was anderes behauptet). Selbiges gilt auch für Stellan Skarsgård, der ebenfalls nur als Stichwortgeber herhalten muss.  Die Liebesgeschichte von Eric und Patti sowie das Verhältnis vom erwachsenen Finlay und Eric sind nur Randerscheinungen. Wichtiger sind Erics Erlebnisse im Krieg und die Traumata, die ihn immer noch verfolgen. Regisseur Jonathan Teplitzky bedient sich einer sehr collagenhaften Narration. Obwohl der Film eigentlich nur zwei Zeitebenen (Thailand 1942 und England 1980) hat, springt man innerhalb der Zeitebenen vor und zurück, teilweise wird auch eine Wunschvorstellung eingefügt. Mit diesem Hin und Her muss man sich erst einmal arrangieren.

Eric Lomas (Colin Firth) stellt sich seiner Vergangenheit - © 2015 Koch Films GmbH
Eric Lomax (Colin Firth) stellt sich seiner Vergangenheit – © 2015 Koch Films GmbH

In der zweiten Filmhälfte geht dann aber die Post ab. Glänzen können hier Colin Firth und sein Gegenspieler Hiroyuki Sanada sowie ihre jüngeren Versionen Jeremy Irvine und Tanroh Ishada. Man nimmt Firth  die innere Zerrissenheit zu jedem Zeitpunkt ab und gleichzeitig bekommt man es mit der Angst zu tun, wenn sich Firth und Sanada zum ersten Mal gegenübersitzen. Man spürt, wie es in ihnen brodelt. Der große Showdown entschädigt auch das unnötige Rumgeplänkel am Anfang. Firth zeigt wieder einmal, dass er  seinen Oscar nicht umsonst bekommen hat. Leider verfällt das Ende dann wieder etwas zu sehr ins Kitschige. Die Message kommt aber trotzdem an: „Irgendwann muss der Hass ein Ende haben.“ Der echte Eric Lomax beaufsichtigte dann und wann die Dreharbeiten,  starb aber im Oktober 2012, als der Film gerade im Schnitt war.

Schwache Narration, doch starke Botschaft (3.5/6)

 

0 thoughts on “The Railway Man (2013)

  1. Die zweite Hälfte hats für mich sehr stark rausgerissen. Habe zwar alle Schwächen als solche wahrgenommen, aber das war für mich mal einer dieser seltenen Fälle, in denen ich den Film beim Verlassen des Kinos und auch heute noch sehr stark fand – im gegensatz zum anfänglichen Verdacht, dass das ein Reinfall wird. Hat mir sehr gut gefallen.

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