The Hobbit: The Battle Of The Five Armies (OmU, 2014)

Peter Jackson ist krank. Er muss krank sein. Er zeigt folgende Symptome: Vernachlässigung jeglicher Form von vorantreibender Handlung, exzessiver Konsum von Visual Effects und fehlendes Einfühlungsvermögen. Diagnose: Drachenkrankheit, die krankhafte Gier nach Gold, die einem die Sinne vernebelt. Anders ist das Finale seiner HOBBIT-Trilogie nicht zu erklären. Denn um eine Geschichte geht es hier nicht, weshalb die Autorin dieser Zeilen auch auf die übliche Inhaltsangabe verzichtet. Es geht um die Inszenierung der Mutter aller Filmschlachten. Ein herrlich durchchoreografiertes Gemetzel in atemberaubender Landschaft und in doppelter Bildrate, die den Zuschauer in seinen Bann ziehen soll. Aber das Gegenteil ist der Fall. Schallendes Gelächter macht sich im Zuschauerraum breit. Nicht aber wegen den wenigen Gags, sondern aufgrund der Unglaubwürdigkeit der Geschichte, was man angesichts des Genres erstmal fertigbringen muss. DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE ist kein typischer Peter-Jackson-Film mehr. Er ist schlecht. Jede Sterbeszene wird mit einer langen Slow-Motion-Einstellung gewürdigt. Der Pathos trieft und durchtränkt die Leinwand. Mitten in der grauenhaftesten Kampfszene finden Thorin (Richard Armitage) und sein Zwergenvetter Dain (Billy Connolly) noch die Zeit sich zu umarmen und Small-Talk zu halten.

© Warner Bros. Entertainment Inc.
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Die Mutter aller Schlachten

Jeder Schauspieler macht permanent das Gleiche. Luke Evans macht auf besorgten Anführer. Evangeline Lilly als Elbin Tauriel starrt leidend in die Kamera oder in die Ferne. Der absolute Oberknaller im negativen Sinne ist aber Orlando Bloom als Legolas. Während der Ritt auf dem Rüssel des Olifanten in DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS noch unterhaltsam war, sind seine Actionszenen im wahrsten Sinne des Wortes völlig aus der Luft gegriffen. Denn er hängt diesmal nicht nur an einer übergroßen Fledermaus, der das offenbar nichts ausmacht, obwohl sie eigentlich zum feindlichen Lager gehört, nein, Legolas beweist auch wie gut er Treppensteigen kann. Denn in einem Kampf mit dem Ober-Ork brechen die Steine unter seinen Füßen weg und er nutzt diese zum Hinaufsteigen. Davon abgesehen sehen die Elben allesamt unglaublich alt aus. Natürlich sind inzwischen zehn Jahre zur LORD OF THE RINGS-Trilogie vergangen, aber wozu gibt’s denn schließlich diese moderne Computertechnik? Ging doch bei  BENJAMIN BUTTON auch. Auch die Trolle sind unglaublich dumm geworden. Es gibt tatsächlich einen, der ist nur dazu da um mit seinem Kopf eine Mauer einzureißen, nur um dann Sekunden später bewusstlos umzufallen. WHAT THE HELL IS GOING ON IN MIDDLE-EARTH?

© Warner Bros. Entertainment Inc.
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Die wenigen Lichtblicke sind rar. Positiv tut sich wieder einmal Benedict Cumberbach und seine Stimme hervor, auch wenn Smaug nach gut 15 Minuten Film das Zeitliche segnen muss. Müsste man den besten Schauspieler des Films wählen, dann fiele die Wahl ohne Zweifel auf Richard Armitage. Die Drachenkrankheit von Thorin, die damit eingehergehende Paranoia und die gestörte Bande zu seinen Zwergenkollegen verkörpert er wirklich gut, was daran liegt, das er genügend Zeit bekommt seine Rolle ganz auszuspielen. Bilbo (Martin Freeman), Elrond (Hugo Weaving) und Galadriel (Cate Blanchett) verkommen dagegen zu Statisten. Die visuellen Effekte sind wieder außerordentlich gut, allerdings glänzen sie auf Kosten des Storytellings. Mehr Schlachtengetümmel bekommt man für sein Geld nicht. Aber halt auch keine Geschichte. Wollen wir alle hoffen, das Peter Jackson bald wieder genesen ist. Gold ist doch auch nicht alles.

Ein Satz mit X… (2/6)

© Warner Bros. Deutschland

7 thoughts on “The Hobbit: The Battle Of The Five Armies (OmU, 2014)

  1. Hmm, ich glaube nicht wirklich, dass Geld der ultimative Anspruch war. Zumindest nicht bei Peter Jackson. Dafür scheint er diese Welt zu sehr zu lieben und setzt auf echte Tolkien-Kenner als Berater und Designer. Dennoch hat er sich tatsächlich ein wenig verrannt, keine Frage.

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