The Golden Compass (O, 2007)

Es war zweifelsohne ein gewagtes Projekt. Nachdem das Filmstudio New Line Cinema mit den THE LORD OF THE RINGS-Filmen auf der Fantasy-Erfolgswelle ritt, sollte THE GOLDEN COMPASS der Auftakt zu einer neuen Trilogie werden. Doch das ging ordentlich nach hinten los. Ein zweiter Teil wurde schnell ausgeschlossen, dabei hätte die Buchverfilmung von Philipp Pullmans Parallelwelt eigentlich das Potential dazu. In dieser wird jeder Mensch von einem tierischen Dæmon beschützt. Die zwölfjährige Lyra Belacqua (Dakota Blue Richards) und ihr Dæmon Pantalaimon (Stimme von Freddie Highmore) wohnen im Jordan College in Oxford. Ihr Onkel, Lord Asriel (Daniel Craig), interessiert sich kaum für sie. Er untersucht das Phänomen des kosmischen Staubes, was aber dem Magisterium, der höchsten Regierungsbehörde, ein Dorn im Auge ist. Dass Lyra etwas Besonderes ist, weiß auch Mrs. Coulter (Nicole Kidman). Die weltbekannte Wissenschaftlerin nimmt sie mit auf eine Forschungsreise, doch Lyras Begeisterung für ihre neue Mentorin legt sich bald. Hilfe bietet Lyra ein Alethiometer, ein goldener Kompass, den sie geschenkt bekam und der dem Mythos nach immer die Wahrheit sagt.

Szenenbild aus THE GOLDEN COMPASS - DER GOLDENE KOMPASS - Lyra (Dakota Blue Richards) ist neugierig. - © Warner Bros.
Lyra (Dakota Blue Richards) ist neugierig. – © Warner Bros.

Zu viel Story in zu kurzer Zeit

Man spürt bei THE GOLDEN COMPASS durchaus einen gewissen LORD OF THE RINGS-Vibe. Bis in die Neben- und Sprechrollen hochkarätiges Ensemble, erstklassige Animation und ein fantastischer Soundtrack von Alexandre Desplat. Und trotzdem funktioniert der Film irgendwie nicht. Jeder, der das Buch kennt, wird bemerken, dass Chris Weitz, der gleichermaßen für Regie und Drehbuch zuständig war, derart durch die Geschichte hechelt, dass man kaum hinterherkommt. Lyra lernt in Windeseile, wie man mit dem Alethiometer umgeht, und erklärt sich darum auch ziemlich schnell die Figurenkonstellationen, die auf den ersten Blick nicht ganz erkennbar waren. Doch das kann man nicht nur Chris Weitz alleine anlasten, der bekanntermaßen große Probleme in der Zusammenarbeit mit New Line Cinema hatte. Die Verantwortlichen änderten den Film nach ihren Wünschen ab und gaben dem Regisseur wenig Freiraum. Die wohl größte Änderung, die auf das Konto des Studios geht, war das unbeschwerte Friede-Freude-Zuckerguss-Ende. Während in der Buchvorlage Lord Asriel am Ende Roger, Lyras besten Freund, umbringt, segeln sie in der Filmversion zusammen in den Sonnenuntergang. 

Szenenbild aus DER GOLDENE KOMPASS - THE GOLDEN COMPASS - Lyra (Dakota Blue Richards) reist Richtung Norden. - © New Line Cinema
Lyra (Dakota Blue Richards) reist Richtung Norden. – © New Line Cinema

Neuentdeckung Dakota Blue Richards

Bei offenen Castings haben sich 10.000 Mädchen auf die Rolle von Lyra Belacqua beworben, am Ende wurde es Dakota Blue Richards. Eine gute Wahl, wie ich finde. Angesichts der Starpower in den Nebenrollen war ich ganz froh mal ein „neues Gesicht“ zu sehen. Richards trägt mühelos die nicht ganz einfache Hauptrolle. In den Nebenrollen sind Nicole Kidman und Daniel Craig als Mrs. Coulter und Lord Asriel zu sehen. Kidman kann trotz der zusammengezurrten Handlung noch am ehesten in ihrer Rolle überzeugen. Die Widersprüchlichkeit, die Liebe für Lyra und gleichzeitig ihre Arbeit für das Magisterium, kann sie gut herausarbeiten. Daniel Craig bekommt kaum etwas zu tun. Gelungen finde ich hingegen die Besetzung von Sam Elliott als Aeronaut Lee Scoresby. Ihn möchte man einfach beim nächsten Abenteuer an seiner Seite haben.

Szenenbild aus DER GOLDENE KOMPASS - THE GOLDEN COMPASS - Lyra (Dakota Blue Richards) trifft Lee Scoresby (Sam Elliott) - © New Line Cinema
Lyra (Dakota Blue Richards) trifft Lee Scoresby (Sam Elliott) – © New Line Cinema

Phänomenale Ausstattung

DER GOLDENE KOMPASS ist ein klassisches Beispiel von „Mega Budget, mega Potenzial und doch versemmelt“. Besonders leid tut mir das für die Ausstatter, Kostümbildner und Special-Effects-Leute, die wirklich alles getan haben um die Welt von Lyra möglichst realistisch und plastisch zu gestalten. Das geht beim goldenen Kompass los, der wirklich arg schick ist. Gigantische Sets, beeindruckende Inneneinrichtung, die animierten Dæmonen und die Kostüme von Serafina Pekkala und Mrs. Coulter zählen zu den Highlights. Es ist wirklich umwerfend was hier geschaffen wurde. Umso trauriger ist es einfach, dass man sich mit den Änderungen bei der Geschichte keinen Gefallen getan hat. Selbst Autor Philipp Pullman war mit dem Endergebnis nicht zufrieden. Im letzten Jahr unternahmen BBC und HBO einen neuen Versuch dessen Material zu verfilmen, dieses Mal in Serienform. 

4/6 bzw. 7/10

Trailer: © Warner Bros. 

4 thoughts on “The Golden Compass (O, 2007)

  1. Ich war auch mega-enttäuscht von der Verfilmung zumal ich die Bücher echt verschlungen habe. Hoffentlich ist es bei „His Dark Materials“ so wie bei „A Series of Unfortunate Events“ von Lemony Snicket: hier war der Film auch schrecklich aber die Serie ist genial (für die ich an dieser Stelle Werbung machen möchte – zu sehen auf Netflix).

  2. Bis auf das fehlende Ende fand ich den Film damals im Kino (Dezember 2007) recht gut. Den ersten Band hatte ich vor dem Kinobesuch gelesen.
    https://www.kino.vieraugen.com/kino/der-goldene-kompass/

    Während meiner Sichtung der Serie habe ich den Film kürzlich wieder angesehen und da hat er etwas weniger gut funktioniert. Das mit dem Gehetze durch die Handlung stimmt durchaus.

    Die Serie nutzt natürlich die Zeit zur besseren Ausarbeitung der Handlung wobei inhaltlich nicht alles ganz rund wirkt.
    https://www.kino.vieraugen.com/tv/his-dark-materials-staffel-1/

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