The Drop (OmU, 2014)

Wo lässt sich am besten Geld waschen? Regisseur Michaël R. Roskam und MYSTIC RIVER-Autor Dennis Lehane haben eine Antwort gefunden: In einer Bar. Einer sogenannten Drop-Bar. In einer solchen arbeitet der einsame Barkeeper Bob Saginowski (Tom Hardy). Sie steht mitten in Brooklyn und wird von seinem Cousin Marv (James Gandolfini) geführt. Eines Tages wird die Bar nach Ladenschluss überfallen und Bob und Marv stehen nicht nur plötzlich im Fokus der Ermittlungen in Person des Detektives Torres (John Ortiz), sie bekommen ebenfalls Besuch von dem tschetschenischen Gangster Chovka, dem die Einnahmen eigentlich gehören. In diesem ganzen Wirrwarr findet Bob einen zusammengeschlagenes Pitbull-Junges, das blutet und jaulend in der Mülltonne von Nadia (Noomi Rapace) sitzt. Er entschließt sich – trotz fehlender Kenntnis über die Hundehaltung – den Hund bei sich aufzunehmen. Nadia hilft ihm nach Kräften. Dann taucht aber plötzlich ein Mann (Matthias Schoenaerts) auf, der behauptet der Besitzer des Hundes zu sein und Bob erpresst. Währenddessen spitzen sich die Ereignisse in der Bar zu.

Nadia und Bob beim Hundebedarfshopping – © 2014 Twentieth Century Fox
Das schmutzige Geld von Brooklyn

Roskam gelingt es eine komplexe spannende Geschichte zu erzählen und gleichzeitig Lehanes Kurzgeschichte „Animal Rescue“ auszubauen und von Boston nach New York zu verlagern. Die Erfindung der „Drop Bar“ stammt von Lehane, allerdings basiert sie auf der real existierenden Methode, schmutziges Mafia-Geld an einem zentralen, jedoch permanent wechselnden Ort zu lagern, weil man dadurch besseren Zugriff auf das Geld hat und bei einem möglichen Überfall der Dieb schneller zu fassen ist. Mal ist die Handlung ein packender Thriller, mal ein sensibles Drama. Die Erzählweise ist ruhig, aber nicht zu ruhig. Hier und da ergeben sich in der Retropektive einige Logiklöcher und gegen Ende zieht es sich dann doch etwas. Die Figuren sind allesamt mit ihrer Vergangenheit beschäftigt und sich dieser stellen zu müssen, beschreibt das Grundthema und die Dymanik des Films. Der Winterdreh ist eine schöne Metapher für den Film. Unter dem Schnee und dem Eis verbirgt sich etwas, das langsam auftaut und die Protagonisten zwingt zu handeln.

Tom Hardy spielt die Hauptrolle gewohnt überzeugend. Er scheint inzwischen auf den unscheinbaren Typen mit anschließender Wendung gebucht zu sein. In NO TURNING BACK gelingt ihm das zwar noch besser, musste dort aber auch nicht großartig mit einem Umfeld interagieren. Bob ist eine komplexe Figur voller Widersprüche – auf der einen Seite gottesfürchtig, auf der anderen Seite in kriminelle Machenschaften verwickelt – die gut von Hardy ausgespielt werden. Über weite Teile des Films avanciert er zum Sympathieträger, was nicht zuletzt an Hund Rocco (nach Rochus von Montpellier, dem Schutzpatron der Haustiere) liegt, der von drei verschiedenen Hunden dargestellt wurde. Auch bei Rasse hat man sich Gedanken gemacht; man wählte bewusst einen Pitbull, da man ihnen permanent unterstellt gewalttätig und aggressiv zu sein. Diese Fehleinschätzung trifft aber nicht nur auf den Hund, sondern auch auf sein Herrchen Bob zu. James Gandolfini nimmt man die Rolle als Cousin von Bob ab. Man spürt die Chemie zwischen den beiden Schauspielern. Marv leidet am meisten unter seiner Vergangenheit und möchte die alte Ordnung wiederherstellen, wenn auch mit drastischen Mitteln. Das Spannungsfeld aus väterlichem Aufpasser von Bob und kriminellem Strategen verkörpert er in seinem letzten Film wirklich gut. Die Dritte im Bunde ist Noomi Rapace, die ihrer Rolle sehr viel Tiefe gibt, aber auch hin und wieder unlogisch reagiert. Insgesamt überzeugt THE DROP mit einem glaubwürdigen Cast und einem überraschenden Wendepunkt.

Packend und lebensnah (5/6)

© Fox

0 thoughts on “The Drop (OmU, 2014)

    1. Zu deiner Kritik: Es mag sein, das der Trailer etwas anderes verspricht. Ich muss hierzu sagen, ich hab den Trailer nicht gesehen. Ich wusste lediglich, das Tom Hardy mitspielt, was für mich auch der Grund war, den Film zu sehen. Die Handlung war mir erstmal egal. Deshalb habe ich mich auch unvoreingenommen auf den Film eingelassen und das könnte erklären, warum deine Kritik schlechter ausfällt als meine. 🙂

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