Suicide Squad (3D, 2016)

In einer Karikatur, die ich neulich auf Facebook gesehen habe (jetzt aber leider nicht mehr finde) wurden die Macher von Marvelfilmen und DC-Filmen gegenübergestellt. Während bei Marvel eine Gruppe von Mitarbeitern vor einer gigantischen Mindmap stehen und überlegt, wie die Story plausibel erzählt wird, steht bei den Kollegen von DC nur ein gigantischer Mixer. Dort wird alles hineingegeben. Der Deckel ist aber nicht richtig verschlossen und so verteilt sich die dunkle Soße im ganzen Raum. Sehr gut auf den Punkt gebracht. Auch der neue Streifen aus dem DCEU (→ DC Extended Universe) wirkt wieder zerstückelt und in sich nicht besonders stimmig. Die Handlung ist recht schnell erklärt: Eine Gruppe von weggesperrten Bösewichten soll sich nach dem Willen von Amanda Waller (Viola Davis) zu einer besonderen Taskforce formieren. Allen Inhaftierten bekommen ein Nano-Implantat in den Hals eingepflanzt und sind fortan gezwungen zusammenzuarbeiten. Die Gruppe besteht aus der psychopathischen Harley Quinn (Margot Robbie), dem Profikiller Deadshot (Will Smith), dem pyrokinetischen Ex-Gangster El Diablo (Jay Hernández), dem Dieb Captain Boomerang (Jai Courtney), dem Echsenmenschen Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje) und dem Söldner Slipknot. Als Bodyguard für die Sicherheit des Aufsehers Rick Flag (Joel Kinnaman) stößt die Kriegerin Katana (Karen Fukuhara) zu der Gruppe. Flag hat die Möglichkeit die tödlichen Implantate zu zünden, falls sich ein Krimineller daneben benimmt. Als kurz darauf die Hexe Enchantress (Cara Delevingne) und ihr Bruder die Welt durch eine gigantische Maschine vernichten wollen, ist das „Suicide Squad“ gefragt.

© Warner Bros.
© Warner Bros.
Der Joker ist kein Ass.

Gerade mit dem Casting von Jared Leto als Joker hatte man sich ganz offensichtlich viel versprochen. Leto, der eine Vorliebe für ausgefallene Rollen hat, schien perfekt in die großen Fußstapfen von Joker-Darstellern wie Heath Ledger oder Jack Nicholson treten zu können. Das Endergebnis ist dann doch ernüchternd, sowohl für Leto selbst als auch für die Zuschauer. An dem Film wurde nämlich ordentlich herumgedoktert. Es gab einen → millionenschweren Nachdreh um dem Film lustiger zu machen. Zudem wurde überproportional mehr Filmmaterial gedreht – Leto gab an, es wurde so viel gedreht, dass es für einen Solofilm über den Joker reichen würde – , von dem allerdings nur ein Bruchteil im finalen Film gelandet sind, wahrscheinlich um eine PG13-Altersfreigabe zu erhalten. Und so kommt es, dass ein Publikumsliebling wie der Joker eine eher untergeordnete Rolle spielt, obwohl im Trailer suggeriert wird, dass er der Gegenspieler der Verbrechertruppe sein könnte. Jared Leto bekommt nicht die nötige Screentime um seiner Rolle Tiefe zu geben, doch gerade weil er die Rolle völlig neu anlegt, wäre dies eigentlich nötig. Die wenigen Minuten Auftritt wären auch eigentlich kein Problem, wenn die tatsächlichen Gegenspieler Enchantress und Incubus eine solide Leistung hinlegen würden.

Schwaches Storytelling

Doch hier tut sich ein Problem auf: Die Charakterzeichnung und das Storytelling sind mangelhaft. Die Figuren werden im Schnelldurchlauf vorgestellt, wobei Schnelldurchlauf das passende Wort ist, da neben den Figuren Texteinblendungen zu sehen ist, die schneller wieder ausgeblendet sind, als man sie lesen kann. Ohnehin ist das unnötig, da alle Figuren von Viola Davis‘ Figur im Einzelnen vorgestellt werden. Dennoch gehen einige Charaktere komplett unter. Die Kämpferin Katana, Captain Boomerang und Killer Croc sind allesamt recht wortkarg und bleiben dementsprechend eindimensional. Das Hauptaugenmerk liegt auf Will Smith und Margot Robbie, die noch am ehesten überzeugen können. Den ehemaligen Kollegen aus dem FOCUS-Cast gelingt es ihre Rollen mit Leben zu füllen. Robbie überzeugt und sticht aus der Masse hervor. Ihre hibbelige Art, das gehässige Grinsen und das starke Make-up erinnern sehr an Sängerin Nina Hagen. Ein Solofilm für Harley Quinn ist bereits in Planung, was auch die Möglichkeit für einen neuen Anlauf im Joker-Drama bietet.

SUICIDE SQUAD - Enchantress (Cara Delevinge) - Warner Bros.
Enchantress (Cara Delevinge) – © Warner Bros.
Comicverfilmung leicht gemacht

Man kann den Machern und allen voran natürlich Regisseur David Ayer eine gewisse Lustlosigkeit vorwerfen. Der Soundtrack ist gespickt mit hochrangigen Namen und bekannten Liedern, allerdings bekommt man den Eindruck, dass man sie nur eingebaut hat um den Zuschauer von der löchrigen Handlung abzulenken. Auch der Neonlicht-Stil des Logos und einiger ausgewählter Szenen sieht zwar klasse aus, hinterlässt aber auch eher den Eindruck von „viel Lärm um Nichts“. Die Actionszenen sind packend und gut durchchoreografiert, doch die Handlung bleibt zu vage und voller Logiklöcher und unterhält daher nur bedingt. Enchantress baut eine mächtige Waffe, von der nur erzählt wird, dass sie die Welt vernichten wird. Diese ist aber mit einfachsten Mitteln (Sprengstoffexplosion) zerstörbar. Flag bringt nicht zugestellte Briefe von Deadshots Tochter mit ins Kriegsgebiet, damit er diese im richtigen Moment „zustellen“ kann. SUICIDE SQUAD bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück.

(3.5/6)

Trailer: © Warner Bros. Deutschland

11 thoughts on “Suicide Squad (3D, 2016)

  1. Ich hoffe ich werde nicht so enttäuscht wie du. Der Kinobesuch steht noch bevor, da ich am Startwochenende leider keine Zeit hatte wurde der Besuch kurzerhand auf das nächste Wochenende verschoben. Ich freue mich eigentlich, aber deine Rezension ist ernüchternd.

  2. Okay, irgendwie kann ich meinen Kommentar nicht bearbeiten, also muss ein weiterer Beitrag her.
    Er ist für mich deswegen der schlechteste Superheldenfilm, weil ich das erste Mal keinen einzigen der Charaktere sympathisch gefunden habe, weil der Plot beispiellos konfus war und der Joker-Auftritt schon an „Betrug“ grenzt.

      1. Wenn man schaut, wie viel Tamtam die im Vorfeld um den Joker gemacht haben, hat man sich eindeutig etwas anderes erwartet. Und nicht wenige Leute waren vor allem deswegen extrem enttäuscht.

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