Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales (DA, 2017)

“Besser als der vierte Teil, aber nicht so gut wie die ersten drei” attestierte ein Bekannter, der den Film schon gesehen hatte. Und ja, das trifft es eigentlich ganz gut. Überambitioniert – so würde ich den Film nennen, denn man merkt wie krampfhaft das FLUCH DER KARIBIK-Team versucht an alte Erfolge anzuknüpfen. Dieses Mal werden gleich zwei Geschichten miteinander verwoben. Der Sohn von Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) möchte gerne seinen Vater nicht nur alle zehn Jahre sehen und daher versucht Henry (Brenton Thwaites) den Fluch aufzulösen, der seinen Vater auf der „Flying Dutchman“ gefangen hält.

Captain Salazar (Javier Bardem) – © Disney Deutschland

Legenden besagen der Dreizack des Poseidon könne jeden Fluch brechen, was Henry dazu veranlasst unentwegt danach zu suchen. Jahre später gerät Henry an Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), der wieder einmal im Gefängnis sitzt, weil er eine Bank ausgeraubt hat. Doch das Gefängnis ist Jacks geringstes Problem. Captain Salazar (Javier Bardem) und eine Horde Geisterpiraten sind den Untiefen des Bermudadreiecks entkommen und schwören Rache. Der Seemann möchte alle Piraten töten und hat insbesondere mit Jack noch eine Rechnung offen. Das Lösen aller Rätsel gelingt ausgerechnet einer als Hexe bezeichneten Hobbyastronomin: Carina Smyth (Kaya Scodelario).

Der Fünfte ist der bessere vierte Teil

SALAZAR’S RACHE macht vieles richtig, was der vierte Teil falsch gemacht hat. Er konzentriert sich wieder auf die eigentliche Handlung, die in den ersten drei Filmen erzählt wurde. Das heißt, es geht wieder um Jack und den Sohn von Will Turner und Elizabeth Swann.

Will Turner (Orlando Bloom) mit seinem Sohn Henry (Lewis McGowan) - © Disney Deutschland
Will Turner (Orlando Bloom) mit seinem Sohn Henry (Lewis McGowan) – © Disney Deutschland

Dieser wurde mit dem Schönling Brendon Thwaites besetzt, der mir schon in GODS OF EGYPT negativ aufgefallen ist. Auch Kaya Scodelario wirkt austauschbar und es ist ganz offensichtlich, dass sie reines Eye-Candy ist. Das große Manko ist die Einführung der neuen Figuren. Alles wird im Schnelldurchlauf abgehandelt, sodass man überhaupt kein Gefühl für diese Figuren bekommt. Insbesondere die Beziehung zwischen Barbossa (Geoffrey Rush) und Carina Smyth kommt einfach zu kurz. Als Gegenspieler von Jack hat man mit Javier Bardem einen tollen, furchteinflößenden Gegenspieler, der aber nicht ganz an Davy Jones (Bill Nighy) herankommt. Auch hier mag das vielleicht daran liegen, dass Jones zwei Filme bekam und somit auch mehr Tiefe hatte. David Wenham wirkt ebenfalls ziemlich schwach, er spielt den Lieutenant Scarfield, der Smyth wegen Hexerei und Jack wegen seiner Verbrechen fangen und hinrichten lassen möchte. Irgendwie fehlt es an einem Cutler Beckett. Schade, dass Tom Hollander nicht mehr zurückkommen kann. Oder vielleicht kann er das ja doch. Die Post-Credit-Szene deutet nämlich die Rückkehr einer gestorbenen Figur an.

Fokus auf beliebte Charaktere

Ohnehin muss diese Szene hervorgehoben werden, dann ohne sie würde der Film einfach nur mit einem klassischen Happy-End ausklingen. Die Post-Credit-Szene, die durch Marvel ja inzwischen fast zum Standard geworden ist, enthält in den seltesten Fällen wirklich neue, weltbewegende Informationen. In diesem Fall lohnt sich aber durchaus das Sitzenbleiben nach dem Abspann. Ansonsten ist die Geschichte weitestgehend hanebüchen und unlogisch, aber nicht unlustig. Wenn in einer der ersten Szenen Jack mit seinen Piratenkollegen auf spektakuläre Art eine Bank ausraubt, bleibt kein Auge trocken. Aber nochmal zurück zur Unlogik: Weil die Karibik nicht mehr ausreicht, geht es jetzt auf die Suche nach dem Dreizack Poseidons. Ist ja ganz logisch, dass man dieses machtvolle Instrument in der Karibik versteckt. Ich persönlich würde bei einem Dreizack von Poseidon ja eher vor der Küste Griechenlands suchen, aber gut, warum nicht? Die Dreharbeiten fanden ja auch hauptsächlich vor der Küste Australiens statt (weil Australien → mit satten Steuervorteilen im zweistelliger Millionenhöhe für die Produktion lockte) und nicht in der Karibik, also was soll’s?

Szene aus SALAZARS RACHE – Die „Black Pearl“- © Disney Deutschland

In Sachen Effekte muss man allerdings sagen, dass die Macher wirklich wissen was sie tun. Das Make-up von Javier Bardem , das eingefallene Gesicht und die in unsichtbarem Wasser schwebenden Haare, waren wirklich furchteinflößend gut. Auch die geteilte See macht zumindest optisch ordentlich etwas her.

SALAZAR’S RACHE ist solides Popcornkino, nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Einige Szenen sind überraschend und dennoch sind viele Elemente aus den vorherigen Filmen einfach nur aufgewärmt. Auch der Soundtrack bietet wenig Neues. Das „He’s a pirate“-Theme aus THE CURSE OF THE BLACK PEARL von Klaus Badelt und das „One Day“-Theme aus dem AT WORLD’S END-Soundtrack von Hans Zimmer wurden einfach nur adaptiert. Johnny Depp spielt seine Paraderolle abermals großartig. Statt Keith Richards von den Rolling Stones bekommt dieses Mal Paul McCartney von den Beatles einen Gastauftritt. Dann hört’s aber auch schon auf mit der Innovation.

4/6 bzw. 6.5/10

Trailer: © Disney Deutschland

3 thoughts on “Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales (DA, 2017)

  1. Ich muss ja aus Prinzip überall wo es angesprochen wird erwähnen, dass Teil 4 besser ist als der Clusterfuck Teil 3. Von dem neuen mag ich zumindest den Trailer. Aber dabei wirds wohl auch bleiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert