Maleficent (2014)

In Märchen ist das ja immer klar. Da sind die Guten, da sind die Bösen, am Ende gewinnt das Gute. So weit, so langweilig. Daher scheint der Ansatz, der auch schon bei FRANKENSTEIN gewählt wurde, viel reizvoller zu sein: Warum ist der Bösewicht ein Bösewicht? Oder vielmehr, was ist seine Geschichte? Dies wird hier mit dem guten alten Grimm’schen Dornröschen versucht. Hier geht es nicht um die arme Prinzessin, die von der bösen Fee mit einem Fluch belegt wird, es geht hier um Maleficent, die böse Fee selbst. Diese wächst in den Mooren auf, einem Königreich, in dem Feen und andere Fabelwesen in Einklang miteinander leben. Im anderen Königreich leben die Menschen, die allerdings nichts mit den Fabelwesen zu tun haben wollen. Als sich der junge Stefan (Michael Higgins) in den Mooren verirrt, trifft er auf die Fee Maleficent (Isobelle Malloy, Ella Purnell) , die dort als Wächterin fungiert. Beide verlieben sich, aber Stefan verlässt sie um am Hof des Königs (Kenneth Cranham) zu arbeiten. Jahre später möchte der König sein Reich vergrößern und greift deshalb die Moore an. Maleficent, inzwischen erwachsen (Angelina Jolie), verteidigt ihr Reich mit Erfolg. Kurze Zeit später liegt der König im Sterben und verspricht demjenigen, die Krone, der die Fee tötet. So begibt sich der Diener des Königs Stefan (Sharlto Copley) wieder in die Moore um Maleficent zu töten. Er bringt es allerdings nicht übers Herz und raubt ihr stattdessen die Flügel. Stefan wird König. Maleficent ist fassungslos über den fürchterlichen Verrat. Sie verwandelt einen Vogel in einen Menschen, Diaval (Sam Riley), der fortan ihr Diener wird und ihr die Flügel ersetzt, die sie selbst nicht mehr hat. Als nun Stefan und seine Königin eine Tochter bekommen und eine große Feier zur Taufe der jungen Aurora (Vivienne Pitt-Jolie, Eleanor Worthington-Cox) ansteht, kommt es zum Showdown: Maleficent verflucht das Kind. Eine Entscheidung, die sie später bereuen wird.

Wie im Traum..., (c) Disney
Fabelwesen in den Mooren – © Disney
Wer hat Angst vor der bösen Fee?

Auch wenn man nicht weiß, dass Angelina Jolie als Executive Producer in die Produktion dieses Filmes eingespannt war, wird schnell klar, dass es hier in erster Linie um sie geht. Oder um ihre Tochter Vivienne, die ihren ersten offiziellen Filmauftritt hat, weil sie das einzigste Kind am Set war, dass keine Angst vor der Gruselmaske ihrer Mutter hatte. Wer allerdings kein Fan von langen bösen Jolie-Blicken ist, wird mit diesem Film wenig Freude haben, denn der „böse Blick“ taucht ziemlich oft auf. Auch Szenerien, in denen Angelina Jolie einfach in der Mitte des Bildes steht ohne großartig etwas zu machen (abgesehen vom „bösen Blick“ natürlich), sind keine Seltenheit. Das inhaltliche wie ästhetische Mittel des Films ist der Kontrast. So sorgt Baby Aurora für einige Lacher, indem es einfach nur freundlich grinst, als sich Maleficent über das Baby beugt und sagt: „Ich hasse dich, Monsterchen.“ Die Originalaussage „I hate you, beastie.“ erinnert an einen weiteren Disney-Märchenklassiker, nämlich Die Schöne und das Biest, der ebenfalls in diesem Jahr neu verfilmt wurde (allerdings nicht von Disney). Optisch sorgt der Film häufig für Hell-/Dunkelkontraste, die durch den Einsatz von Low-Key-Light (geringe Beleuchtung, starke Schattenbildung) zum Einsatz kommen.

Licht und Schatten, (c) Disney
Licht und Schatten – © Disney
Starke Ähnlichkeit mit der Vorlage

Die Ähnlichkeit zum Disney-Zeichentrickfilm SLEEPING BEAUTY aus dem Jahr 1959 sind so auffällig, dass man sie kaum ignorieren kann (hier eine Zusammenstellung). Davon kann man halten was man will: eine gewisse Disney-Stiltreue oder pure Einfallslosigkeit. Fantastisch sind dagegen die Special Effects, Landschaftsdesigns und Fabelwesen, die sich in den Mooren tummeln. Auch wenn man von letzteren wenig erfährt, schafft ihre pure Anwesenheit Atmosphäre und Unterhaltung. Inhaltliche Logiklöcher verzeiht man dem Film gern. So kommt Maleficent samt Zwei-Mann-Begleitung ungehindert ins Schloss, obwohl überall Wachen stehen und alle Türen verbarrikadiert sind. Zudem ist die Auflösung des Fluchs vorhersehbar und zu einfach gestrickt. Auch das etwas amerikanische, also ziemlich actiongeladene, Ende wird dem ein oder anderen übel aufstoßen. Wer allerdings eine zeitgemäßes Märchen sehen möchte, bekommt mit MALEFICENT – DIE DUNKLE FEE eine ansehnliche Verfilmung , die dem jüngeren Kinopublikum des 21. Jahrhunderts entspricht.

Ein modernes Märchen (5/6)

Trailer: © Disney Deutschland

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