Love & Mercy (OmU, 2014)

Das Mastermind hinter den Beach Boys

Der geneigte Musikkenner mag mit dem Namen Brian Wilson sicher etwas anfangen, die große Mehrheit wird aber nicht wissen, dass Wilson hinter den meisten Erfolgen der Beach Boys steckt. Die amerkanische Rockband gehörte in den 1960ern und frühen 1970er Jahre zu den weltweit erfolgreichsten Bands. Regisseur Bill Pohlad erzählt nun Auszüge aus Wilsons Biografie auf der großen Leinwand. In den 1960ern sind die Beach Boys und damit auch Brian Wilson (Paul Dano) auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Das Glanzstück soll das „Pet Sounds“-Album werden. Doch während sich Wilson in die Arbeit stürzt, werden auch die gesundheitliche Probleme von ihm immer deutlicher. Er beginnt Stimmen zu hören und muss Auftritte absagen. In den 1980ern möchte sich der immer noch kränkelnde Brian (John Cusack) einen Cadillac kaufen und trifft dabei auf die Verkäuferin Melinda Ledbetter (Elizabeth Banks). Beide verstehen sich blendend und treffen sich immer wieder. Doch Brian steht unter der Fuchtel von Psychiater und Vormund Dr. Eugene Landy (Paul Giamatti), der Brians Leben komplett überwacht. Als Landy sich immer mehr in die langsam wachsende Beziehung zwischen Melinda und Brian drängt, beginnt Melinda für Brian zu kämpfen und ihn aus Landys Händen zu entreißen.

© Studiocanal

Sowohl bei Musikfilmen als auch bei Biopics ist die Gefahr, dass man den Film nur für die Anhängerschaft des portraitierten Musikers macht, nicht aber für die breite Masse. Im Falle von Brian Wilson lohnt sich aber auch ein Blick für Nichtkenner. Bill Pohlad erzählt die Ausschnitte von Wilsons Lebensgeschichte in einer Parallelmontage, wodurch der Spannungsbogen perfekt gehalten wird. Während der Zuschauer in dem Zeitstrang der 60er Jahre auf sich allein gestellt ist und sich sein Urteil selbst bilden muss, gibt Melinda in den 80ern den Ton an und stellt Fragen, die auch der Zuschauer stellen würde. Doch Melinda emanzipiert sich schließlich von der Rolle der „Zuschauervertretung“ und greift beherzt ein. Die Entscheidung die gleiche Person von zwei unterschiedlichen Schauspielern spielen zu lassen, erweist sich ebenfalls als gute Entscheidung.

Brian Wilson (John Cusack) und Melinda Ledbetter Wilson (Elizabeth Banks) – © Studiocanal

Schauspielerisch darf großes Kino erwartet werden, denn besonders die Herren Paul Dano, John Cusack und Paul Giamatti fallen allesamt sehr positiv auf. Dano, der in den letzten Jahren auf zwielichtige, unheimliche und böse Figuren gebucht war (PRISONERS, 12 YEARS A SLAVE), kann hier seine sensible Seite zeigen und auch ein bißchen singen. John Cusack glänzt besonders in den Momenten, in denen Wilson geistesabwesend scheint und von seiner Krankheit und/oder dem übermäßigen Medikamentenkonsum gezeichnet ist. Und Paul Giamatti spielt so herrlich furchteinflößend das Arschloch vom Dienst. Besonders seine Wutausbrüche bleiben lange in Erinnerung. Elizabeth Banks geht als eine der wenigen Frauenfiguren beinahe unter. Zudem wird krampfhaft versucht möglichst viele Beach Boys-Lieder in den Film zu packen. Häufig macht man es sich dabei aber zu einfach, indem man einfach einen Song unter eine Szene legt. Die fragmentarische Auswahl der Biografie sorgt aber dafür, dass die Neugier des Zuschauers geweckt wird, sich selbst mit der Biografie zu beschäftigen.

Spannende Lebensgeschichte (4.5/6)

Titelbild und Trailer: © Studiocanal

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