Lost Highway (OmU, 1997)

Diese Kombi kommt einem durch NYMPHOMANIAC bekannt vor, ist aber nicht neu. Bereits 1997 nutzte Regisseur David Lynch diese drei Attribute um seinen Film, den er zusammen mit Barry Gifford geschrieben hat, ordentlich in Szene zu setzen. In LOST HIGHWAY geht es um ein typisches Vorstadtehepaar, in dessen Leben sich plötzlich etwas verändert. Fred (Bill Pullman) und Renee (Patricia Arquette) Madison erhalten auf einmal geheime Videobänder, auf denen eine Außenaufnahme ihres Haus zu sehen ist. Die Beiden glauben zunächst an einen Scherz. Als aber am darauffolgenden Tag ein weiteres Videoband auftaucht, das die beiden im Schlaf zeigt, schalten sie die Polizei ein. Diese sichtet die Bänder und untersucht das Haus, aber es wird nichts gefunden. Am Abend wird Fred auf einer Party vom Mystery Man (Robert Blake) angesprochen, der ihm sagt, er sei genau in diesem Moment in der Wohnung und er solle doch zuhause anrufen. Fred tut es und spricht mit dem Mystery Man. Fred ist verwirrt. Am nächsten Morgen erhält er ein weiteres Videoband. Darauf ist zu sehen, das Fred Renee umgebracht hat. Fred wird verhaftet und zum Tode verurteilt. Doch im Todestrakt macht Fred eine mit Kopfschmerzen einhergehende Wandlung durch, sodass am nächsten Morgen der 24-jährige Pete Dayton (Balthazar Getty) in der Zelle sitzt. Die Polizei ist ratlos, muss Pete aber kurz darauf entlassen.

© Ciby Distribution
Sex, Blut und Rammstein

Nachdem es sich um einen Mindgame-Film handelt, gibt es natürlich schon unglaublich viel Literatur und Filmbeiträge (wie beispielsweise in Slavoj Žižeks A PERVERT’S GUIDE TO CINEMA), die den Film deuten. Aufgrund ebendieser Vielzahl an Meinungen soll an dieser Stelle darauf verzichtet werden. Lynch selbst ist ebenfalls kein großer Fan von Interpretationen. Ihm ist es lieber, wenn sich der Zuschauer ganz auf den Film einlässt ohne irgendwelche Hintergedanken. Egal auf welche Details man nun Wert legt, es ist eine Geschichte über die Paradoxie der Eifersucht. Das ständige Low-Key-Light taucht fast jede Szene in eine unheimliche Stimmung, auch wenn gar nichts Spektakuläres passiert. Die Stille wird immer wieder durch plötzlich auftauchende Geräusche unterbrochen. Ein Telefon klingt unerwartet. Oder der Schrei eines Totgeglaubten ist zu hören. Auch die häufigen Nahaufnahmen auf die Gesichter sorgen – besonders beim Mystery Man, der mephistogleich geschminkt ist – für ungeheure Intensität. Die Spannung innerhalb der Narration bleibt daher permanent aufrecht erhalten, was auch daran liegt, das der Film eigentlich zwei Geschichten in einer erzählt.

Hier und da wird es gewalttätig, wenn Fred mit blutigen Händen neben Renees Leiche sitzt oder Mr. Eddy (Robert Loggia) einen Autofahrer, der ihm zu nahe auffährt, aus Wut zusammenschlägt. Ein weiteres Beispiel ist der Kampf zwischen Pete und dem reichen Andy (Michael Massee), der nach einem Handgemenge mit dem Kopf in der Eckkante eines Glastisches landet. Für sensible Mägen ist dieser Film also nicht zwangsläufig geeignet, genauso wie für besonders prüde Zuschauer. Sex wird im Laufe des Films öfters gezeigt. Pornos gehören zum Setting. Dieses surreale Spiel aus Sex, Blut und Rammsteinmusik muss man mögen.

Spannender Mindgame-Movie (4.5/6)

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