Lerchenberg – 2. Staffel (2015)

Zwei Jahre sind ins Land gegangen, aber auf dem Lerchenberg hat sich nicht viel geändert. Die ehemalige Redakteurin Billie (Eva Löbau) ist immernoch Gefangene ihres Mainzelmännchen-Kostüms, muss tagsüber die Kinder bespaßen und ist weitestgehend desillusioniert. Zeitgleich hat Sascha (Sascha Hehn), der nun erfolgreich Kapitän des TRAUMSCHIFFs ist, plötzlich Ambitionen Charakterdarsteller zu werden. Er setzt dem Programmchef Bode (Stephan Kampwirth) die Pistole auf die Brust: Der geplante  Cuba-Dreh wird abgesagt und Sascha bekommt seine eigene Redakteurin, nämlich Billie. Die ist zwar glücklich ihre Kostümzeit hinter sich zu lassen, allerdings weiß sie auch, wie schwierig Sascha sein kann. Zu ihrer Freundin Anita Merzig (Anke Sevenich) hat sie nicht mehr so viel Kontakt, denn sie ist inzwischen die Sekretärin der verhassten Vorgesetzten Dr. Wolter (Karin Giegerich), die eigentlich auf den Posten von Bode scharf ist.  Während Billie alles tut um Saschas Karriere wieder zum Laufen zu bringen, versucht sich die ehemalige Praktikantin Judith (Cornelia Gröschel) als Investigativ-Boulevardjournalistin bei „Leute heute“ – auf Kosten von Sascha.

Billie (Eva Löbau) – © ZDF/Christopher Aoun
„Die Jüngeren unter den Älteren werden sich erinnern.“

Die zweite Staffel ist tatsächlich noch viel besser als die erste. Dies liegt hauptsächlich an vielen Cameoauftritten von bekannten Fernsehgesichtern. Der Auftritt von Roberto Blanco, der Sascha diskreditiert („Er hat ‚Neger‘ gesagt.“), war schon lange abgedreht, ist aber aufgrund der zeitlichen Nähe zur → „wunderbarer Neger„-Affäre des bayrischen Innenministers Joachim Herrmann gleich doppelt interessant. Die Komik liegt häufig auch im Image des jeweiligen Protagonisten. So taucht Antoine Monot Jr. , „der Techno-Bert aus der Werbung“, als unehelicher Sohn von Sascha  auf, wird aber von allen nur für den „Typ aus HANGOVER“ gehalten. Absoluter Kracher ist Iris Berben als leicht esoterisch angehauchte ZDF-Schauspiellehrerin, die mithilfe von Stofftieren Sascha einen zweiten Gesichtsausdruck beibringen soll. Dies gelingt auch und Sascha darf neuerdings auch bei größeren Produktionen wie dem ZDF-Eventmovie „Hitlers Hundeführer“ mitspielen. So trifft er beim Dreh zu „Spaziergang der Toten“, eine deutsche Antwort auf THE WALKING DEAD, auch wieder auf seinen SCHWARZWALDKLINIK-Kollegen Jochen Schroeder (Kommentar Sascha: „Hirntot, das kann er.“). In der actiongeladenen vierten Folge kapert Jan Böhmermann das ZDF SPORTSTUDIO um auf seine furchtbare Lage in der Nische bei ZDF Neo aufmerksam zu machen. Vieles, von dem was er sagt, kennt man bereits aus dem NEO MAGAZIN ROYALE (→ Die Telelupe).

Szenenbild aus LERCHENBERG - 2. Staffel - ascha (Sascha Hehn) und Jan (Jan Böhmermann). - © ZDF/Christopher Aoun
Sascha (Sascha Hehn) und Jan (Jan Böhmermann). – © ZDF/Christopher Aoun
Eine neue Billie

Aber auch die Charakterentwicklung von Billie ist gut umgesetzt. War sie in der ersten Staffel noch idealistisch und motiviert, fährt sie nun in Staffel 2 auch mal ihre Krallen aus und passt sich dem rauen Klima in der ZDF-Zentrale an. Sascha Hehn spielt sich selbst ungewöhnlich fassettenreich. Mal als selbstverliebtes Arschloch, mal als gutgläubiger Naivling. Auch wenn es anderswo heißt, die Serie lege ihren Finger nicht zu sehr in die Wunde, sie müsse mehr in die Tiefe gehen und Probleme stärker anprangern, ist festzustellen, dass dies aufgrund der knapp bemessenen Laufzeit von 25 Minuten pro Folge nicht zu schaffen ist. Die Manipulation bei der ZDF-Ranking-Show DEUTSCHLANDS BESTE, die starke Verstrickung der Öffentlich-Rechtlichen mit der Politik und der ARD-Skandal über die Drehbuchvergabe an ihren Ehemann durch die → NDR-Programmchefin Doris Heinze werden daher nur indirekt behandelt. Weiter könnte man wieder einmal die → „suboptimale Programmierung„, also den furchtbaren Sendeplatz im Nachtprogramm, bemängeln. Allerdings sind alle Folgen über die ZDF Mediathek abrufbar. Die Serie ist ohnehin für ein jüngeres Publikum konzipiert, da ist die schlechte Programmplanung im linearen Fernsehen zu vernachlässigen.

Szenenbild aus LERCHENBERG - 2. Staffel - Andrea Kiewel hat Roberto Blanco, Sascha Hehn und Antoine Monot in ihrer Sendung "Frühstücksfernsehen" zu Gast. - © ZDF/Christopher Aoun
Andrea Kiewel hat Roberto Blanco, Sascha Hehn und Antoine Monot in ihrer Sendung „Frühstücksfernsehen“ zu Gast. – © ZDF/Christopher Aoun

Kleinere Abstriche muss man hier und da machen. So bewegen sich in der ersten Folge Autogrammkarten und Poster von Sascha plötzlich und fangen an mit Billie zu sprechen. Das ist zwar ein komödiantischer Kniff, allerdings wirkt die komplette Folge daher auch weniger realistisch. In Folge 2 fällt die Moderatorin Andrea Kiewel unangenehm auf. Sie kann ganz offensichtlich nicht gut schauspielern und agiert völlig übertrieben und aufgesetzt. Zudem wird sie nicht im gewohnten Umfeld des Fernsehgartens gefilmt, sondern eine komplett neue Sendung für sie entworfen.

Bitte nicht wieder zwei Jahre auf eine neue Staffel warten (5/6)

Trailer: © ZDF via Moviepilot Trailer

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