Hanna (OmU, 2011)

Kinder in Kinofilmen haben besonders im Thriller- und Horrorgenre immer etwas Schauerhaftes an sich. Sie starren ins Leere, verfolgen, stiften Unordnung in einer trauten Familienidylle. Die Protagonistin von Joe Wrights viertem Spielfilm ist auch so eine. Die 16-jährige Hanna Heller (Saoirse Ronan) wächst zusammen mit ihrem Vater Eric (Eric Bana) in einem abgeschiedenen Waldstück in Finnland auf. Hanna ist eine gute Jägerin und kann sich dank permanentem Training durch ihren Vater gut gegen jeden Angriff wehren. Das Mädchen hatte nie Kontakt zur Außenwelt, kennt Musik und Elektrizität nur aus Büchern. Doch Hanna ist neugierig. Sie will endlich ihre Mission absolvieren. Dazu sendet sie mittels Funksender ein Signal an die CIA, welches von der Agentin Marissa Wiegler (Cate Blanchett) abgefangen wird. Weil es sich bei Eric um einen desertierten CIA-Agenten handelt, versucht sie alles um ihn gefangen zu nehmen. Doch in der Hütte in Finnland finden die Einsatztruppen nur das blonde Mädchen vor. Die wird kurzerhand in ein Speziallager nach Marokko gebracht. Als Hanna gefragt wird, was sie möchte, antwortet diese, sie wolle mit Marissa Wiegler sprechen. Deren Doppelgängerin (Michelle Dockery) taucht kurz darauf in ihrem Zimmer auf. Über einen Knopf im Ohr flüstert die echte Marissa ihrer Doppelgängerin die Antworten zu Hannas Fragen ein. Als Hanna sicher ist, die richtige Frau vor sich sitzen zu haben, bringt sie „Marissa“ um und flüchtet durch das verzweigte Tunnelsystem nach draußen. Von Marokko führt sie ihr Weg schließlich nach Berlin. Dort erfährt sie, wer sie eigentlich ist und warum alle ihren Vater und sie suchen.

Szenenbild aus WER IST HANNA - Eric (Eric Bana) und Hanna (Saoirse Ronan) - © Sony Pictures
Eric (Eric Bana) und Hanna (Saoirse Ronan) – © Sony Pictures
Adapt or die!

HANNA ist ein für das Actionthriller-Genre recht ungewöhnlicher Film. Er wartet nicht nur mit starken Frauenfiguren auf sondern auch mit einer unverwechselbaren Optik. Die tänzelnde Kamera umkreist das Kampfgeschehen, folgt in längeren Sequenzen den Protagonisten und zusammen mit flackerndem Licht und langen Tunneln wird immer wieder das Gefühl der Orientierungslosigkeit aufgerufen. Der Film liefert zu Beginn wenig Informationen, aber gerade die wenigen Informationen sorgen dafür, dass es trotzdem spannend bleibt. Immer wieder werden Märchenthemen thematisiert – so schreibt Hanna auf einer Postkarte „The witch is dead“ – als müsste sich der Film selbst immer daran erinnern, dass er keine Fakten präsentiert. Aber auch Hanna selbst verhält sich wie eine Eisprinzessin, die sich gegen die böse Stiefmutter in Form von Marissa Wiegler wehren muss. Immer wieder gibt es Nahaufnahmen auf Wieglers Schuhe, als hätte Wright schon vorausgesehen, dass Cate Blanchett einige Jahre später in der CINDERELLA-Neuauflage von Disney ebenfalls die Böse spielen wird.

Szenenbild aus WER IST HANNA - Marissa (Cate Blanchett) ist alarmiert - © Sony Pictures
Marissa (Cate Blanchett) ist alarmiert – © Sony Pictures

Schaut man den Film im Original stellt man fest, wieviele verschiedenen Sprachen gesprochen werden. Dabei fällt besonders der erblondete Tom Hollander mit starkem Akzent auf, dessen Deutsch sehr gezwungen und unglaubwürdig klingt. Saoirse Ronan beweist, dass sie sich in jedem Genre zuhause fühlen kann und überspielt die kleinen Logiklöcher gut. Eric Bana gibt glaubhaft den Vater von Hanna. Man sieht dieses innige Verhältnis der beiden sofort. Schade ist, dass seine Hintergrundgeschichte nur stichpunktartig erläutert wird. Von ihm hätte man gerne noch mehr erfahren und gesehen. In der Mitte, dem Coming-of-Age-Teil von Hanna, hängt der Film etwas durch, doch das große Finale entschädigt dies.

Stimmiger und spannender Actionthriller (5/6)

Trailer: © Sony Pictures Deutschland

0 thoughts on “Hanna (OmU, 2011)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert