Blood Diamond (2006)

Es gibt politische Filme, die muss man einfach gesehen haben. Edward Zwicks BLOOD DIAMOND gehört definitiv dazu. Sein Film spart nicht an Drastik und Ernst. Direkt in der ersten Szene wird das Dorf des Fischers Solomon Vandy (Djimon Hounsou) von der Rebellenarmee RUF (→ Revolutionary United Front) überfallen. Es gelingt ihm seiner Frau und den Kindern die Flucht zu ermöglichen, er selbst wird von der RUF gefangen genommen. Diese hackt Kindern die Hand ab, damit sie nicht die Regierung unterstützen können, denn „wer keine Hände hat, kann nicht wählen“. Solomon wird in die Minen geschickt um in dem schlammigen Wasser nach Diamanten zu suchen. Er findet auch tatsächlich einen beeindruckenden rosafarbenen Diamanten. Solomon erfindet einen Vorwand um den Stein in der Erde zu verstecken – ein Unterfangen, dass ihm das Leben kosten würde, sollten seine Peiniger davon erfahren. Kurz darauf wird das Camp von Regierungstruppen überfallen und Solomon gefangen genommen. Im Gefängnis wird Danny Archer (Leonardo DiCaprio) auf ihn aufmerksam, der wegen Diamantenschmuggel einsitzt. Als Danny kurz darauf wieder entlassen wird, kauft er Solomon frei und befielt ihn zu dem Diamanten zu führen. Solomon weigert sich. Erst als Danny behauptet, er könne seine Familie ausfindig machen, wird Solomon hellhörig. Mithilfe der Krisenreporterin Maddy Bowen (Jennifer Connelly) gelingt es Danny tatsächlich die Familie aufzuspüren, aber es gibt ein Problem: Sie ist nicht mehr vollzählig. Die Rebellen haben Solomons Jungen Dia (Kagiso Kuypers) entführt und zu einem Kindersoldaten ausgebildet.

© Warner Bros.
Der Geschmack von Blut und Dreck

Es tut weh beim Zuschauen. Man schmeckt förmlich das Blut und den Dreck. Die rote Erde. Angeblich, weil das Blut der Vorfahren es rot gefärbt hat. BLOOD DIAMOND ist ein Film, der nachwirkt. Wenn man beispielsweise bei einem Stadtbummel an einem Juwelier vorbeiläuft, fällt einem die ganze Dramatik des Films wieder ein. Denn jeder der drei Hauptprotagonisten verkauft sich für einen gewissen Preis – und fühlt sich schuldig. Die Journalistin, die aus dem Leid anderer Kapital schlägt. Der Schmuggler, der alles dafür tun würde um das Land verlassen zu können. Der Vater, der seine Familie zusammenhalten will. Alles ist ein Geschäft. Ein Geschäft mit Diamanten. Ein Geschäft mit Abhängigkeiten. Ein Gefallen für einen anderen. Sierra Leone versinkt im Chaos. Es herrscht Bürgerkrieg und sinnloses Blutvergießen. Zwick zeigt das Eingelassensein seiner Protagonisten in eine Welt, die sich jederzeit verändern kann. Wo jeder Schritt, jede Entscheidung die letzte sein kann. Die Bedrohung ist allgegenwärtig. Dies ist die Grundhaltung des Films, der vom trommelnden Soundtrack von James Newton Howard unterstützt wird.

Der Preis, der gezahlt werden muss

Zwick stattet seine drei Hauptfiguren mit umfangreichen Hintergrundgeschichten aus, die es rasch ermöglichen die jeweiligen Motive zu erkennen und damit auch den Preis, den sie bezahlen würden um ihr Ziel zu erreichen. Leonardo DiCaprio gibt den furchtlosen und lässigen Danny glaubhaft, macht einem aber auch manchmal Angst. Bei ihm weiß man nie, wie er sich als nächstes entscheidet. Für die Darstellung erhielt er 2007 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie des besten Hauptdarstellers, verlor ihn aber gegen Forest Whitaker und THE LAST KING OF SCOTLAND. Djimon Hounsou nimmt man seine Vaterrolle zu jedem Zeitpunkt ab und leidet mit ihm. Je dramatischer die Szene, desto mehr glänzt er. Egal, ob er am Zaun des Flüchtlingscamps seine Familie wiederfindet oder einen RUF-Kommandanten mit einer Schaufel erschlägt, bleibt die Angst und Zweifel für einen glücklichen Ausgang der Mission greifbar. Jennifer Connollys Figur ist von allen Dreien die Unausgegorenste und wirkt ab und an nur als hübsche Ablenkung in all dem Chaos.

© Warner Bros.

Gegen Ende driftet der Film dann doch wieder etwas zu sehr in den Afrika-und-Liebeskitsch ab. Bilder von atemberaubenden Sonnenuntergängen und tränenreichen Abschieden prasseln auf den Zuschauer ein. Fragen der Klischeehaftigkeit sollen hier einmal komplett ausgeklammert werden, weil man bei solchen Diskussionen eigentlich nur verlieren kann. Natürlich leiden nicht alle Afrikaner Hunger, natürlich sind auch nicht alle Kinder von Rebellen indoktrinierte Soldaten. Aber so negativ wie beispielsweise → Andreas Busche das sieht, ist BLOOD DIAMOND dann doch nicht. Ja, es ist unglaublich schwierig nicht in der Klischeekiste zu greifen.  Zu dem Thema passt der 2013 veröffentlichte norwegische Clip → Let’s save Africa!, welcher mit den gängigen Afrika-Klischees spielt. Dennoch muss man auch bedenken, dass ein Film, der im Bürgerkrieg 1999 spielt, durchaus „gute“ und „böse“ Charaktere hat, die auch mal dem Klischee entsprechen. Der Film trifft es eigentlich auf den Punkt als gesagt wird: „Der Mensch ist der Mensch. Nur was er tut, macht ihn entweder gut oder böse.“

Ein Must-See-Movie mit starker Message (5.5/6)

© Warner Bros. 

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